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01. März 2007

 

Der Sphinx ...


Der Sphinx

Horus im Horizont

Der Sphinx kurz nach seiner Restaurierung. Recht gut zu erkennen ist, dass der Kopf viel zu klein erscheint für den Rest des doch massig wirkenden Körpers und den langen Vorderläufen. Die Figur wurde komplett aus dem Felsmassiv(Kalkstein) gehauen, war mehrmals und für Jahrhunderte (mindestens) bis auf den Kopf von Sand bedeckt und leidet heute unter dem Grundwasser, das ihn quasi von unter auffrisst und die schlechte Steinqualität und etliche verpfuschte Restaurierungsversuche (schon der Antike) tun ein übriges. Die auffälligen "Längsrillen" am Körper sind Erosionsspuren, wobei trefflich gestritten wird ob sie nun von Wasser (Regen) oder Wind herrühren. Direkt hinter den rechten Vorderlauf (mit einer Platte abgedeckt) einer der Eingänge in und unter den Sphinx. Wohl auch, weil sie nicht abschließend erforscht sind, bieten diese Schächte (und imaginäre Schreine) Spielraum für allerlei Spekulationen.

Der Wächter der Nekopole, Horus im Horizont, Haremachet oder aus den arabischen, Abu el-Hol - Vater des Schreckens, der Sphinx steht nicht nur für Göttlichkeit er ist im spirituellen Sinne göttlich. Skulpturen mit dem Körper eines Löwen und dem Kopf eines Menschen waren in aller Regel dem Pharao (mit wenigen Ausnahmen) und männlichen Göttern vorbehalten. Aus diesem Grund ist der Sphinx von Gizeh auch mit einem männlichen Personalpronomen versehen. Mit einer Länge von 57 Metern und einer Höhe von 20 Metern ist das schwer erosionsgeschädigte Monument das Abbild des Königs mit den entsprechenden Insignien und gleichzeitig seine Vergöttlichung.

Der Sphinx liegt dicht neben dem Aufweg zur Chephren-Pyramide und der Sphinx-Tempel, direkt vor den Pranken der Figur, ähnelt architektonisch sehr den Kultbauten bei der Chephren-Pyramide. Schon alleine diese beiden Aspekte legten bei den Archäologen den Schluss nahe, dass das Bauwerk nicht nur aus dem Alten Reich stammt, sondern auch Pharao Chephren darstellen soll. Umfangreiche computergenerierte Modelle des Sphinx und damit unternommene Vergleiche zeigten dann wohl auch, dass mehr Aspekte für Chephren als für Cheops sprechen. Abschließende Sicherheit besteht hinsichtlich der klaren Zuordnung allerdings noch immer nicht. Auch ein weiterer Pharao kommt noch in den engeren Kreis der möglichen geistigen Väter. In der Pyramide des Vorgängers von Pharao Chephren, Radjedef, (Abu Roasch) wurde ein kleiner Sphinxkopf gefunden, der stilistisch große Ähnlichkeit mit dem Kopf des großen Sphinx hat. Der Findling befindet sich heute im Louvre und ob die Ähnlichkeit tatsächlich o groß ist, na gut.

Giovanni Battista Cavillia, Auguste Mariette und anschließend Gaston Maspero führten die ersten und langjährigen Ausgrabungen und Untersuchungen am Sphinx durch. Bereits damals (1816 - 1910) wurde umfangreich aber schlampig restauriert. Allerdings brachten diese Arbeiten auch an den Tag, dass schon in dynastischer Zeit Hand an die überdimensionale Statue gelegt wurde. Eine Stele - die so genannte Traumstelle - zwischen den Pranken bestätigt dies. Thutmosis IV soll während eines Mittagsschlafes unmittelbar beim Kopf des Sphinx (nur dieser schaute auch dem Sand) geträumt haben, dass er die beiden Reiche (Ober- und Unterägypten) erneut einigen werde und die Doppelkrone der beiden geeinigten Länder tragen werde. Dafür solle er den Sphinx vom Sand befreien und seine Wunden heilen. Ob sich dies tatsächlich so zugetragen hat ist freilich unklar, als sicher gilt aber (in der Traumstele auch so wiedergegeben), dass Thutmosis IV wohl die ersten Restaurierungsarbeiten durchführen ließ. Mariette, der "Vater" des ägyptischen Museums in Kairo vertrat übrigens sein ganzes archäologisches Leben die Auffassung, der Sphinx sei das älteste Bauwerk in Ägypten und bereits lange von den Pyramiden auf dem Plateau errichtet worden. Emile Baraize hat 1925 einen Versuch unternommen den Kopfschmuck zu komplettieren und den Bart zu finden. Tatsächlich aber fand er den Sphinxtempel und legte ihn auch frei. Die Universität Kairo hat unter der Leitung von Selim Hassan dann in den Jahren 1935 - 1937 die Figur selbst, die umliegenden Kultbauten und auch das gesamte Areal im Umfeld restauriert und dem Bezirk das heutige Aussehen verliehen.

Aus welchem Grund der (viel zu kleine) Kopf irgendwie nicht zu dem Körper passen will wurde abschließend nicht geklärt. Die Archäologen sehen darin aber auch keine Notwendigkeit und verweisen grundsätzlich darauf, dass der Körper aus dem gewachsenen Kalkstein gemeißelt wurde, der wohl die grobe Form und auch die Größe durch seine bereits vorhandene natürliche Beschaffenheit vorgegeben haben könnte. Na ja, so doll ist das wohl nicht und wen wundert es, dass spekuliert wird. So ist seit Jahren von "Alternativtheoretikern" in Sachen Weltgeschichte (z. B. Hancock/Bauval) zu hören und zu lesen, dass der Sphinx viele tausend Jahre älter sei als man ihm zugesteht und das heutige Aussehen des Kopfes zustande kam, als man in dynastischer Zeit den Originalkopf so bearbeitet habe, dass daraus ein Pharaonenantlitz wurde. Dadurch sei der Kopf an sich natürlich kleiner geworden und habe auch seine Löwenform (!) verloren. Dazu weiter unten noch einige Sätze mehr.

Sphinx von oben Sphinx von oben Beide Bilder stammen noch aus der Zeit vor der letzten umfassenden Restaurierung

Der Sphinx aus "Ballonfahrersicht" und aus zwei verschiedenen Perspektiven. Die Kultbauten (insbes. Sphinxtempel) sind gut zu erkennen aber auch die biologisch unpassenden Proportionen stechen ins Auge.

Insbesondere auf dem rechten Bild sieht man sehr schön die "Wanne" aus der die monumentale Figur gehauen wurde.

Der arabische Geschichtsschreiber Al-Makrizi hinterließ ebenfalls phantastische Spekulationen. Ihm zufolge verberge sich in einer geheimen Kammer in oder unter der Figur ein wundersamer Kelch, der König Salomon gehört haben soll und unterirdische Gänge verbänden den Sphinx mit mindesten einer der drei "Großen Pyramiden".  Tatsächlich fand Zahi Hawass (El Präsidente der Altertümerverwaltung) einen Stollen unter dem Monument. Eine eindeutige Klärung steht aus und der Ursprung des Stollens oder aber sein (geographisches) Ziel sind ebenfalls unklar.

Die alternativen Autoren (Hancock/Bauval) sehen im Sphinx ein Monument, das lange vor dem dynastischen Ägypten durch eine frühe Zivilisation errichtet wurde. Der Löwenkörper wird in Verbindung gebracht mit dem Sternzeichen des Löwen und durch den Computerunterstützen Rückwärtslauf der Sternbilder und unter Beachtung der Präzession (Taumelbewegung der Erde) schaut der Sphinx dann auch tatsächlich zu einer bestimmten Zeit (ca. 10 500 v. Chr.) zum Frühjahrsäquinoktium auf das damals östlich über dem Horizont aufgehende Stenzeichen des Löwen. Klingt einerseits spektakulär, aber nachvollziehbar, ist andererseits aber wegen der überwiegenden Spekulation eher Phantasievoll, zumal die weiteren Theorien dieser Autoren zu den "Großen Pyramiden" genaueren Untersuchungen nicht umfänglich standhalten können. Dennoch eine unterhaltsame Lektüre und ab und an entsteht doch der Eindruck, die traditionelle Archäologie spekuliert nicht minder und hat ihre liebe Not zumindest einige der "Alternativtheorien" glaubhaft zu widerlegen. Und - Aktionen wie die gnadenlose Schachterkundung unter "Zuschauerbeteiligung" oder die "erstmalige Live-Öffnung" eines Sarges der schon mal geöffnet wurde, rücken die traditionellen Archäologen hinsichtlich der Vorgehensweise mindestens in die Nähe der "Alternativautoren".

Der Kopf des Sphinx ist schwer gezeichnet von den Jahrtausenden. Die Uräusschlange ist nur noch mit Mühe zu erkennen und der Bart ging quasi komplett verloren. Teile davon wurden allerdings im Umfeld gefunden. Auch die Nase ging wohl in der Antike bereits zu Bruch. Viele Geschichten ranken sich um diese "göttliche Nase". Es wird erzählt, die Mamelucken sollen sie abgeschlagen haben oder die Soldaten der napoleonischen Armee hätten Schießübungen veranstaltet, was eher unwahrscheinlich ist. Auch erzählt man sich, eine islamische Bruderschaft hätte aus religiösen Gründen Hammer und Meisel angesetzt um dem "Ungläubigen" den stolzen Gesichtsausdruck zu nehmen. Wie dem auch sei, trotz der schweren Zerstörungen strahlt der Kopf noch immer majestätische Gleichmütigkeit, herrschaftliche Gelassenheit und mystische Sicherheit aus. Auch der Sphinx ist genau wie die Pyramiden ein Monument für die Ewigkeit.

Sphinx bei Nacht Sphinx-Kopf

Die Abbildung auf der rechten Seite ist der Ausschnitt eines Bildes das wir gemacht haben, die linke Abbildung stammt von Graham Hancock, einem der "Alternativen" und soll zeigen (ist wohl zumindest auf dem Foto auch so), dass der Sphinx nachts, oder bei entsprechendem Licht, die Augen geschlossen hält. Eine Gewähr für die Abbildung auf der linken Seite übernehmen wir allerdings ausdrücklich nicht und eine eigene Inaugenscheinnahme hinterließ einen zwiespältigen Eindruck.

Weitere Spekulationen entstanden hinsichtlich der Art der Erosion des Statuenkörpers, die vor Ort deutlich in horizontalen aber auch vertikalen Rillen zu erkennen ist. Während eine Seite behauptet, sie entstand durch Wind und Sand, behauptet die andere Seite, nur Wasser könnten die Spuren hinterlassen haben, was wiederum die Theorie zu stützen versucht, der Sphinx sie deutlich älter, denn innerhalb der letzten 4000 Jahre hat es auf dem Plateau keine nennenswerte Regenfälle gegeben, wohl aber von 8000 bis 10000 Jahren.

Das alles ist aber nicht das große Problem des Monumentes. Die schlechte Bausubstanz und der beständig steigende Grundwasserspiegel bedrohen den Sphinx zunehmend und das trotz umfangreicher und langwieriger Restaurierungsarbeiten. Selbst hemmungslose Optimisten befürchten, dass etwaige Gänge und Kammern und vor allen Dingen aber das einmalige Baudenkmal selbst nicht mehr allzu lange vor dem Zerfall geschützt werden können.

 

 

 

 

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