Die Entwicklung ...
Sei gegrüßt, Re, Herr der Maat, dessen Schrein verborgen ist, Herr der Götter, Chepri in seiner Barke,
auf dessen Worte die Götter entstanden, Atum, der das Volk erschuf, der ihre Arten unterschied und für ihren Lebensunterhalt sorgte, der die Charaktere unterschied, den einen von dem anderen (...)
Auszug aus einer Hymne an Amun-Re
Das Wort Entwicklung ist für diese Seite vielleicht etwas missverständlich gewählt, denn entwickelt hat sich Ägypten bereits in prähistorischer Zeit. Eher passend wäre die Umschreibung: Aufstieg des Landes und seiner Kultur. Zu Beginn der 1. Dynastie fand nach orthodoxer Ansicht der Archäologen die Reichseinigung von Ober- und Unterägypten durch König "Narmer/Menes" statt. In der Folgezeit allerdings, d. h. im Laufe der 2. Dynastie hatte diese Vereinigung keinen Bestand und das Reich zerfiel wieder in die beiden ursprünglichen Teile. Erst zu Beginn der 3. Dynastie lässt sich der Aufstieg des Landes oder eben die kulturelle Entwicklung beeindruckend nachvollziehen. Die Datumsangaben beziehen sich natürlich auf die Zeit vor Christus. Auch geben wir die Geschichte zunächst stark gerafft und nach den uns vorliegenden Quellen an.
Die 3. Dynastie - der Beginn des Unglaublichen
Wie gesagt, der Aufstieg begann am Anfang der 3. Dynastie (um 2650) mit König Djoser, der das Reich wiederum vereinte und als Erbauer des ersten gewaltigen Monumentes aus Stein in die Geschichte einging. In der Nähe des kleinen Ortes Sakkara lässt sich noch heute die sog. Stufenpyramide von Sakkara, oder besser die Stufenpyramide von König Djoser bestaunen. Aber nicht nur die beeindruckende Pyramide sondern auch der umliegende Tempelbezirk ist Zeuge der kulturellen Entwicklung und der eigentliche Beginn des ausgeprägten Totenkultes im Alten Ägypten. Beinahe genau so berühmt wie der damalige König selbst wurde der eigentliche Baumeister der Stufenpyramide, Imhotep war sein viel gepriesener Name und er war wohl nicht nur begnadeter Baumeister sondern auch Mediziner, Astronom und Philosoph. Zahlreiche Inschriften - nicht nur in und um Sakkara - zeugen auch noch heute von seinem Genie. Auf die Stufenpyramide selbst und die umliegende Nekropole gehen wir an anderer Stelle noch weiter ein.
Ein derart grandioses Bauvorhaben und dessen Umsetzung bedurfte natürlich einer außerordentlich gut funktionierenden Logistik und zu einer sinnvollen Logistik gehört auch eine entsprechende Verwaltung mit "ausgebildeten Fachkräften" sowie der Einsatz erstklassiger Handwerker und Künstler. Es liegt also auf der Hand, dass bereits zu dieser frühen Phase der dynastischen Entwicklungsgeschichte "staatliche" und "administrative" Strukturen vorhanden gewesen sein mussten.
Der Anfang war getan !
Die 4. Dynastie - Pyramiden erobern erst Ägypten und dann die ganze Welt
Zu Beginn der 4. Dynastie (um 2575) lies Pharao Snofru seine erste Pyramide "erbauen"; hm ... eigentlich nicht tatsächlich erbauen, er restaurierte sozusagen die Stufenpyramide seines Vorgängers Huni in Meidum, die bereits damals wohl eher eine bautechnische Katastrophe war. Aber auch die Restaurierungsarbeiten von Snofru retteten Huni's Bauversuch nicht, es blieb nur das stufenförmige Kernmauerwerk, welches dann allerdings die Jahrtausende überstand und sich noch heute unweit einer Durchgangsstrasse bizarr gen Himmel reckt. Pharao Snofru hat allerdings dann in Dahschur (wenige Kilometer von Sakkara entfernt) gleich zwei weitere Pyramiden errichten lassen. Der erste Versuch, die heute sogenannte Knickpyramide, war scheinbar ebenfalls zum Scheitern verurteilt; der Baumeister wählte einen zu steilen Böschungswinkel und die Konstruktion drohte durch ihr eigenes Gewicht zu zerbersten. So wurde der Böschungswinkel während der Bauarbeiten verändert, was eben den deutlich sichtbaren "Knick" verursachte. Erst mit seinem dritter Versuch, der so genannte Rote Pyramide von Dahschur, die von Beginn an einen flacheren Böschungswinkel aufweist, landete der Pharao einen Treffer.
Die Pharaonen Cheops, Chefren und Mykerinos erschufen dann auf dem Felsplateau von Gizah die drei Großen Pyramiden, die als letztes der sieben antiken Weltwunder die Jahrtausende überstanden haben. Auch auf die hier genannten Pyramiden gehen wir an anderen Stelle noch weiter ein.
Es zeigt sich aber, dass schier unglaubliche Leistungen erbracht wurden, Leistungen, die selbst mit heutigen Maßstäben gemessen, kaum nachvollzogen werden können. Diese Leistungen sind aber auch nur durch eine Gesellschaft mit hoher Stellung in jeglicher Hinsicht erreichbar, zumal nur wenige hundert Jahre zwischen den einzelnen Epochen liegen.
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Ganz links: Die Großen Pyramiden von Gizah
Daneben: Die Sufenpyramide des Djoser in Sakkara mit dem umliegenden Tempelbezirk
Rechts von links oben nach rechts unten: Knickpyramide und Rote Pyramide in Dahschur, Schwarze Pyramide in Sakkara, Pyramiden von Abu-Sir |
Die 5.Dynastie - Die Pyramiden werden kleiner, aber ...
Pharao Userkaf leitete um 2465 die 5. Dynastie ein. Zwei bemerkenswerte Veränderungen wurden augenscheinlich; die Pyramiden wurden kleiner, seltener und bautechnisch im Vergleich zu ihren Vorgängern geradezu armselig und der Kult um den Sonnegott Re gewann immer mehr Einfluss wobei der Pharao der irdische Vertreter - man könnte auch sagen der spirituelle Sohn - von Re wird. Der Sonnenkult wurde praktisch Staatsreligion und die Priester, die im Auftrag des Pharao - oder als dessen tausendfache Vertreter - dem Sonnegott huldigen gewannen in dessen Fahrwasser ebenfalls dramatisch an Einfluss. Die Verwaltung wurde systematisch modernisiert, wobei die Anzahl der "Staatsbediensteten" stetig anschwoll. Gleiches galt für den Hofstaat und den engeren "Dunstkreis" des Pharao.
Innerhalb der 5. Dynastie ließen die Pharaonen Sahure, Neferikare (?) Ne-user-re (?) ihre Pyramiden in der Nähe von Abu Sir errichten, aber wie gesagt, keine Spur mehr von der Monumentalität und der Qualität der Pyramiden von Gizah oder Dahschur. Unas, der letzte Pharao der 5. Dynastie ließ dann doch doch ein etwas majestätischeres Bauwerk in der Nähe von Sakkara erbauen, welches durch sein, bis zu diesem Zeitpunkt unüblichen "Innenleben" in die Geschichte einging. In allen bekannten Pyramiden wurde zwar ein mehr oder weniger nachvollziehbares Gewirr an auf- und absteigenden Gängen, Kammern und Schächten konstruiert, die Wände blieben aber bislang ungeschmückt in jeder Hinsicht. Anders in der Pyramide des Unas. In die Grabkammer dieser Pyramide wurden Texte gemeißelt (die weltbekannten Pyramidentexte - an anderer Stelle ausführlicher), die dann viel später in den Totenbüchern des Neuen Reiches ihren historischen Höhepunkt fanden.
6. bis 8. Dynastie - Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss
In dem Zeitraum zwischen ca. 2350 und ca. 2130 nahm zwar die Macht und vor allen Dingen die (halb)göttliche permanente Präsenz des jeweiligen Pharao ab und auch erste Anzeichen verschiedener Unabhängigkeitsbetrebungen waren wohl bereits erkennbar, aber dennoch hatte der jeweilige Pharao die "Zügel noch straff in der Hand". Aus dieser Zeit sind nur ganz wenige Details bekannt, nicht einmal die Dynastieabfolge und/oder die Königsfolge innerhalb der einzelnen Dynastien gelten als hundertprozentig gesichert. Es ist zwar schon ziemlich spekulativ, aber wenn man nicht gerade akademisch wissenschaftliche Messlatten anlegt könnte man schon auf die Idee kommen: Dieser Epochen waren recht langweilig, wohl auch weil es Land und Leuten durch "routinierte" Staatsführung und geregeltes Leben relativ gut ging. Die Pharaonen Teti, Pepi I, Merenre und Pepi II ließen im Laufe der Zeit, wiederum bei Sakkara, ihre Pyramiden errichten, die aber genau wie ihre Vorgänger aus der 5. Dynastie qualitativ schlecht waren und heute kaum noch als solche auszumachen sind.
Erste Zwischenzeit und Mittleres Reich - 9. und 12. Dynastie - Es kommt Bewegung in die Geschichte
In der Zeit um 2130 - 2040 verlor die Autorität des jeweiliges Pharao's deutlich an Gewicht. Es ist wohl auch davon auszugehen, dass Unruhen durch das vereinigte Land gingen und an deren Spitze dann die zentrale Staatsgewalt in Frage gestellt wurde. Dies führte dann (wie in vielen Beispielen der jüngeren Geschichte) zum auseinander brechen der "Zentralregierung" und der Aufspaltung des Landes.
Die 9. und 10. Dynastie regierte aus der "neuen Hauptstadt" Herakleopolis, die in Unterägypten entstand und Theben war nur noch "Stützpunkt" verschiedener Gaufürsten, die im allgemeinen als die 11. Dynastie gelten. Das Land war zerrissen und sowohl die innerägyptischen Grenzen wie auch die eigentlichen Landesgrenzen wurden in jeder Beziehung unsicher. Unklar bleibt bis heute, wie stark die Bevölkerung unter dieser Situation litt, wenn überhaupt; ebenfalls unklar muss bleiben, wie sich diese Situation auf die kulturelle Entwicklung auswirkte.
Der erste Pharao der 12. Dynastie (Mittleres Reich (?)), wobei nicht so ganz klar ist ob dies Menthuhotep oder Amenemhet I war, stellte die "Weltordnung" wieder her und führte die beiden Landesteile erneut zusammen, wobei Theben wiederum zum Herrschersitz wurde. Diese 12. Dynastie (um 1786) brachte in ihrem Verlauf sehr bekannte Pharaonen in die Geschichte ein, Namen wie Sesostris I - III sind noch heute mehr als geläufig wenn es um ägyptische Historie geht. Aber diese Dynastie wurde nicht nur durch große Namen geprägt; zunächst wurden die Landesgrenzen gesichert, dann wurden Feldzüge nach Nubien geplant und auch sehr erfolgreich durchgeführt. Das vereinigte Land erlebte die erste wirklich große Blütezeit. Ägypten war Weltmacht - Mittelpunkt der damals bekannten Welt. Und auch Pyramiden wurden wieder errichtet, wenn auch ziemlich mickrige. Zwei Pyramiden entstanden bei Dahschhur und eine bei Lischt. Und zum ersten mal wurden auch zwei Pyramiden relativ weit entfernt vom Nil, in der Oase Fayum erbaut. Aber die Zeit des Pyramidenbaus ging langsam zu Ende und auch die Pyramiden der 12. Dynastie, sind von ihren Vorgängern in den heiligen Zentren hinsichtlich Größe und Qualität Lichtjahre entfernt. Allerdings haben gute Zeiten die unangenehme Angewohnheit schnell vorbei zu gehen ...
Zweite Zwischenzeit - 13. bis 17. Dynastie - Die Bedrohung kommt von innen und außen
Mit dem Beginn der 13. Dynastie (um 1785) ging die Blütezeit des vereinigten Ägyptens erneut schlechten Zeiten entgegen. Die ersten Jahre scheinen noch recht ereignislos verlaufen zu sein, aber um 1715 (14. Dynastie) formierte sich aus dem, an das süße Leben gewohnten, Hofstaat eine (oder auch mehrere) Opposition. Es kam für ägyptische Verhältnisse sehr schnell zu Streitigkeiten und wieder drohte das Land in zwei Teile zu zerbrechen. Hinzu kam, dass auch in dieser Epoche die Landesgrenzen relativ ungesichert blieben und auch die zuvor eroberten nubischen Gebiete nicht nur "abgetreten" werden mussten, Nubien wurde sogar unabhängiger Staat. Zu Beginn der 15. Dynastie, die sich zunächst aus nicht thebanischen Gaufürsten formierte verlegten diese den Regierungssitz in das westliche Delta und vernachlässigte sträflich die Grenzsicherung. So fielen zu Beginn der 15. Dynastie die "Hyksos" in das Land ein und eroberten praktisch das gesamte damalige ägyptische Reich. Der Begriff "Hyksos" stammt zwar aus dem griechischen, bedeutet aber in seiner ägyptischen Form "hequa-khasu", Häuptlinge fremder Länder. Das Ursprungsland bzw. die Ursprungsländer der "Hyksos" ist/sind nicht so ganz klar definiert, als sicher kann aber gelten, dass es sich nicht um einen zentral geleiteten Staat handelte sondern eher um eine Art Verbund mehr oder weniger gleichberechtigter Fürstentümer; daher auch das Plural. Dass die "Hyksos" aus Asien kamen ist eher eine Annahme als Gewissheit. Diese "Hyksos" jedenfalls nahmen nicht nur Ägypten quasi in Besitz, sie nahmen auch (und dies erstaunlich schnell) einen Großteil der ägyptischen Kultur an. Und sie brachten etwas bis dahin unbekanntes ins Land, das Pferd und damit verbunden den Streitwagen; beides sollte im späteren Verlauf der ägyptischen Geschichte noch eine wichtige Rolle spielen. Wiederum wurde die Hauptstadt verlegt, dieses mal nach Auaris im Nildelta. Wie gesagt, im Laufe der Zeit verbreiteten sie sich im gesamten ägyptischen Reich, so dass diese Epoche im allgemeinen auch "Hyksoszeit" genannt wird. Theben nahm in dieser Zeit eine recht provinzialische Rolle ein und nur wenige Gaufürsten (und natürlich die Priesterschaft) hielten dort die Stellung. Erst gegen Ende der 16. Dynastie betrat eine schillernde Figur die thebanische Bühne, Pharao Ahmose war stark genug sich aus den Reihen der thebanischen Gaufürsten zu erheben und (wahrscheinlich) verschiedene (mindestens zwei) eigentlich verfeindete Gruppen zu vereinen. Ahmose wurde dann erster Pharao der 17. Dynastie und vertrieb die "Hyksos" aus Ägypten, die sich mittlerweile anschickten mit Nubien ein Bündnis einzugehen und somit einen Zweifrontenkrieg im Schilde führten, was heute in zahlreichen Reliefdarstellungen an Tempelwänden (insbesondere die Stele des Königs Kamose, des jüngeren Bruders Ahmose' im Karnak Tempel) beeindruckend dargestellt und natürlich auch verklärt wird. Ägypten erwachte aus einem langen Traum.
Neues Reich - 18. bis 20. Dynastie - Wunder über Wunder, aber die Ewigkeit ist erbarmungslos
Die 18. Dynastie machte das nun wieder vereinigte und starke Ägypten nicht nur zur definitiven Weltmacht, beiden Dynastien verdanken wir auch die Schillernsten Figuren des Alten Ägyptens und die bekanntesten Pharaonen. Gleichzeitig wuchs auch die handwerkliche Kunst, die Wissenschaft und Medizin sowie die Religion mit ihrem Totenkult stetig an. Aber auch die Verwaltung mit ihren unzähligen "Beamten" nahm monströse Formen an. Es existierte damals wohl kein Esel und kein Reiskorn das nicht fein säuberlich registriert wurde. Unter Ahmose (um 1550) wurde Waset (griechisch Theben) wieder Reichshauptstadt und somit auch sakrales Zentrum. Thutmosis I, (um 1510) eroberte Nubien erneut und vergrößerte das Reich nach Süden (bis zum 4. Katarakt), auch war er der erste Pharao, der sein Grab im Tal der Könige tief in den felsigen Untergrund graben ließ. Wenn man so will, ist er der Begründer der zentralen Begräbnisstätte der folgenden Herrscher. In dieser zentralen Epoche entstanden dann auch die monumentalen Tempel in Luxor und Karnak, wobei letzterer praktisch ständig erweitert oder verändert wurde. Auch Königin Hatschepsut, eine der ganz wenigen, aber ohne Frage die bekannteste weibliche Herrscherin zählt zum elitären Kreis der 18. Dynastie, obgleich sich hinsichtlich ihre "Machtübernahme" Legenden ranken. Als sicher kann aber gelten, dass es Land und Leuten unter ihrer Herrschaft ausgesprochen gut ging und sie ausgedehnte Expeditionen in das sagenumwobene Land Punt (heutiges Äthiopien (?)) unternahm. Und auch den weltbekannten Terassentempel in Deir el-Medina haben wir ihr zu verdanken. Ihr direkter Nachfolger (Halbbruder (?)) Thutmosis III (um 1450) versuchte die Grenzen des Landes weiter zu vergrößern; u. a. kämpfte er lange Zeit im heutigen Syrien gegen das damals dort ansässige Mitannireich, seine Erfolge waren allerdings eher bescheiden um am Ende mußte er gar Gebiete zurücktreten. Thutmosis IV brachte den Krieg gegen Mitanni zu Ende und befreite den, unter Wüstensand begrabenen Sphinx in Gizah. Seine "Traumstele", zwischen den Pranken des Sphinx beflügelt noch heute die Phantasie diverser Autoren. Dann änderten sich die Namen, die Erfolgsgeschichte aber ging weiter. Amenophis III, (1402 - 1364) einer der größten und erfolgreichsten Pharaonen, nahm diplomatische Beziehungen zu Babylon und Mitanni auf, schloss Verträge und trieb den Außenhandel immer weiter an. Ägypten erlebte unter ihm blühende Zeiten und die Kunst und Architektur erreichte einen Höhepunkt. Einen nicht zu unterschätzenden Teil zu den unzähligen Erfolgen der langes Herrscherzeit Amenophis' III, trug sicher auch seine Große Königsgemahlin Teje bei, die nicht nur als außerordentlich schön, sondern auch als ungemein gebildet und weitsichtig galt. Leider sind von dem ehemals gigantischen Totentempel Amenophis' III nur noch die beiden Memnonskolosse geblieben, die den Pharao und seine Große Königsgemahlin (am rechten Unterschenkel stehend) zeigen. Amenophis IV (1364 - 1347), der später dann zu Echnaton (dem "Ketzterkönig") mutierte, ersetze schon wenige Jahre nach der Machtübernahme die alte Religion durch seinen Glauben an Aton, die "Sonnenscheibe" als einzigen Gott und sah sich wohl im Laufe der Zeit als seinen leiblichen Sohn - also nicht nur spirituell, sondern auch faktisch als Gottheit.
Auch verlegte er die Reichshauptstadt von Theben nach Achet-Aton (dem heutigen Tell el-Amarna) in eine trostlose Steinwüste. Mindestens so bekannt wie er selbst wurde seine Große Königsgemahlin Nofretete. Um beide und auch um ihre Kinder ranken sich die Schillernsten Legenden des Alten Ägypten. Zu ihm, seiner Gemahlin und auch zu den anderen Pharaonen der 18. und 19. Dynastie gibt es an anderer Stelle noch eine ganze Menge zu sagen und zu zeigen. Wichtig ist an dieser Stelle, dass die bildhafte Kunst und die Philosophie unter Echnaton einem ganz deutlichen Wandel unterzogen wurde; die "geschönten", verklärten oder auch übertrieben perfekten Darstellungen, mussten plumpen bzw. gar "hässlichen" weichen, wobei heute nicht so ganz klar zu sein scheint, ob die Gründe hierfür in religiösen Wahnvorstellungen oder einfach nur in Realitätsnähe zu suchen sind. Die philosophischen "Gesänge", die der Pharao Aton, seinem einzigen Gott widmete sind zum Teil in erstaunlicher Ähnlichkeit in der Bibel zu finden. Durch den neuen Glauben an einen einzigen Gott und die Verlagerung der Reichshauptstadt kam noch eine weitere Konsequenz zum tragen - die unzähligen Priester der Tempelanlagen in Karnak und Luxor verloren an Ansehen und wurden mit der Zeit sozusagen arbeitslos. Die daraus entstehenden Ränke und die verhältnismäßig "schlechten Zeiten" trugen wohl auch dazu bei, dass sich eine Opposition bildete, die dann den Fall (in welcher Form auch immer) des Pharaos herbeiführte. Sein indirekter Nachfolger (Semenchkare war wohl mehr Mitregent Echnaton's) Tutanchaton (später dann Tutanchamun, möglw. Sohn von Echnaton und Nofretete) (1347 - 1338) stellte dann die "Weltordnung" Ägyptens wieder her, die Reichshauptstadt wurde wieder nach Theben verlegt und die "alten" Götter und auch die Tempel am Nil und deren Priesterscharen gewannen wieder an Einfluss und in der Konsequenz auch an Macht. Aufgrund des, bei der Amtsübernahme, noch sehr jungen Tutachamun (13 Jahre jung), muss wohl davon ausgegangen werden, dass diese Entscheidungen de facto von anderen Personen getroffen wurden. Immer wieder ist in diesem Zusammenhang von Teje (s.o.) die Rede, oder auch von Haremhab (Oberbefehlshaber der Armee und Nachfolger von Tutachamun) und Eje (ebenfalls kurze Zeit (Übergangs)pharao und "Berater" von Tutanchamun). In diesem Dunstkreis um den jungen König sind wohl die dramatische Veränderungen beschlossen und auch umgesetzt worden. Mit Haremhab endete die 18. Dynastie (um 1306) und eine weitere schillernde, weltberühmte und unvergessliche Figur betrat (nach Ramses I und Sethos I als erste Pharaonen der 19. Dynastie um 1306 - 1186 ) die historische Bühne - Ramses II. Ramses II ließ den Karnaktempel maßgeblich gestalten und er führte einen erbitterten Krieg gegen die Hethiter, der in der berühmten Schlacht von Kadesch an den Ufern des Orontes (durch eine Art "Friedensvertrag" da an gewinnen nicht zu denken war) sein Ende fand. Während seiner extrem langen Regierungszeit (1290 - 1224) ließ er unzählige Statuen errichten, gewaltige Tempelanlagen in Theben (west u. ost), Abydos, Bubastis, Memphis und nicht zuletzt in Abu Simbel errichten und gründete im Nildelta (bei Auaris dem ehemaligen Hyksoshauptquartier) eine neue Reichshauptstadt, die in der Übersetzung wohl einfach Ramses-Stadt hieß. Seiner Großen Königsgemahlin Nofretiri liess er neben dem Großen Tempel in Abu Simbel einen kleineren Tempel, der Hathor geweiht war, errichten - ein absolutes Novum. Nofretiri (oder sollten wir besser sagen ihr wunderschönes Grab im Tal der Königinnen) ist neben Teje, Nofretete und Hatschepsut natürlich, die berühmteste weibliche Figur im historischen Ägypten geworden. Die Grabstätte von Isis-Nofret, der zweiten Großen Königsgemahlin (auch ein Novum) wurde leider noch immer nicht gefunden, sie war es aber, die ihm seinen Sohn Merenptah schenkte, der sein Nachfolger werden sollte. Ganz ohne Frage war auch die Zeit unter Ramses II einer der Höhepunkte, wenn nicht der absolute Höhepunkt in Ägypten - in jeder Hinsicht. Auf die Beschreibung der weiteren Pharaonen verzichten wir (an dieser Stelle) obwohl Sethos II (1200 - 1194) eine der schönsten Grabanlagen im Tal der Könige besitzt. Um 1186 endete die 19. Dynastie mit den Pharaonen Siptah und Tausret in Herrschergemeinschaft und die 20. Dynastie wurde mit Sethnacht (1186 - 1184) begründet. Ihm folgte um 1184 Ramses III und ihm wiederum 1153 - 1070 die Ramessiden IV bis XI.
20. Dynastie - Der Zerfall beginnt - langsam aber stetig ...
Ramses III war der letzte große Pharao des historischen Ägypten, er lies noch gewaltige Tempelanlagen (z. B. in Medinet Habu) errichten und er kämpfte auch noch erfolgreich gegen Libyen und die "Seevölker". Im Verlauf der Regierungszeiten seiner Nachfolger aber ging die zentrale Königsgewalt immer mehr verloren und das Land drohte erneut zu zerbröckeln. Hinzu kam, dass die Priester, insbesondere die Hohepriester von Amun inTheben, ihren eigenen Machtbereich in den letzten Jahren der 20. Dynastie immer mehr ausbauten und es kam wie es kommen musste - sie wurden zu den mächtigsten Männern im Land und übernahmen, für eine relativ kurze Zeit allerdings nur, die Regierungs- und Verwaltungsgeschäfte. Außerdem hatten sie (zumindest halten sich die diesbezüglichen Überlieferungen hartnäckig) eine ausgesprochen "inniges Verhältnis" zu den Königsgräbern im Tal der Könige. Die weit überwiegende Anzahl der Grabplünderungen wird in diese Epoche datiert und auch den Priestern zugeschrieben - Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.
Sicher ist, dass mit dem Ende der 20. Dynastie auch die großartige Ära der Weltmacht Ägypten zu Ende geht, eine unbeschreibliche Zeit, mit unbeschreiblichen Herrschern und Bauwerken die allesamt ihren Platz in der Geschichte eingenommen haben und bis zum heutigen Tag das altägyptische Feuer lodern lassen.
Was nach ihnen kam muss seinen Platz im Register Niedergang finden - oder im Überblick bei Dynastien.
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