Ägypten weckt die Sehnsucht aller Sinne
Aegyptenweb.de - Alle Seiten Ägyptens
Sie sind hier: Reise durch die Teit/Der Niedergang

 

 

Siteupdate:
01. März 2007

 

Der Niedergang ...


Wer sich nicht Sandalen machen konnte, ist Besitzer von Schätzen.
Wer sich keinen Sarg leisten konnte, ist Besitzer eines Grabes.
Wer Besitzer war von Gewändern, geht jetzt in Lumpen (...)
Siehe, Gold, Lapislazuli, Silber und Türkis, Karneol, Amethyst und ...
hängen am Hals von Mägden, während die Frauen von Stand durch das Land streunen und die
Damen sagen: "Hätten wir doch etwas zu essen!" (...)
Handgemenge ist an der Tagesordnung, und wer den Verbrechen wehren sollte, begeht sie selber,
und es gibt keinen Lotsen in ihrer Stunde.
Wo ist er (Gott) denn heute?
Schläft er etwa?
Seht, man sieht seine strafende Macht nicht!
Als wir in Trauer versetzt wurden, konnte ich dich nirgends finden ...

Aus den Klagen des Ipu-Wer
 

Ganz ohne Frage, es gibt "highlights" im historischen Ägypten und diese "highlights" sind untrennbar mit Namen, Orten und Baudenkmälern verbunden. In aller Regel werden diese herausragenden Epochen mit den klangvollen Namen der Pharaonen aus der Pyramidenzeit belegt und dann natürlich mit der legendenumwobenen 18. Dynastie. Die gesellschaftliche, wirtschaftliche und auch kulturelle Hochzeit der 19. und z. T. auch 20. Dynastie wird im allgemeinen auf die Ramessidenzeit reduziert und dort wieder auf den Namen Ramses II. Und in der Tat, alles was nach 1070 v. Chr. in Ägypten passierte, hatte nur noch wenig mit dem gemein, mit dem, was im allgemeinen mit "Ägyptomanie" umschrieben wird. Aber auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel, in der 30. Dynastie war ein "aufbäumen" des nationalen Herrscherhauses zu erkennen und es wurden nochmals große Tempelanlagen in Medinet Habu und Philae errichtet und der Karnaktempel um einen weiteren großartigen Pylon ergänzt.  

Dritte Zwischenzeit (oder auch bereits Spätzeit, je nach Quelle) - 21. bis 31. Dynastie - Es wird dunkel im Land am Nil 

Bereits zu Beginn der 21. Dynastie (um 1070 - 950) war das Land zerrissen; es herrschten zwei "Königshäuser". Theben war nicht mehr länger politisches und religiöses Zentrum, sondern nur noch Regierungssitz von Oberägypten und Tanis im Delta das unterägyptische Gegenstück, wobei von dort die Priesterschaft mit ihren Privilegien in Theben auch nicht anerkannt wurde. Diese internen Streitigkeiten führten (wieder einmal) dazu, dass auch die einstmals eroberten Gebiete ihre Eigenständigkeit verlangten und so wurde Nubien unabhängig. Auch die Gebiete in Syrien gingen verloren und der Verlust der Kontrolle über Palästina folgte nur wenig später. Die Thronsessel wurden ständig in beiden Teilen des Reiches neu besetzt, aber das Land blieb zweigeteilt und die Herrschenden uneinig. Erst um 950 wuchs die Macht einiger lybischen Könige und so war die 22. Dynastie (um 950 - 730) geboren. Ein neuer Regierungssitz musste her und dafür bot sich Bubastis, im östlichen Teil des Deltas an, die dieser Epoche (Bubastiszeit) auch ihren Namen gab. Die Priesterschaft (die mittlerweile die Regierungsgeschäfte in Oberägypten führte) in Theben hatte dem Herrscheranspruch aus dem Nildelta nichts entgegenzusetzen und so schwand ihr Einfluss weiter und die uralte Reichshauptstadt verlor nun komplett ihre Vormachtstellung. Von einer Einigung des Landes und einer zentralistischen Staatsführung aus Bubastis (für das komplette Land) war aber ebenfalls nichts zu spüren und Ägypten begann weiter auseinander zu fallen und es bildeten sich kleine "Staaten" im "Staat". Praktisch jeder, der in einem Landesteil von der dortigen Bevölkerung anerkannt wurde, ließ sich zu einem lokalen König ausrufen. So, oder zumindest so ähnlich, gingen die Jahre bis zur 25. Dynastie (um 751 - 656) ins Land. In verschiedenen Landesteilen regierten verschiedene Könige zur gleichen Zeit in oder aus unterschiedlichen Dynastien. Lediglich in der 23. Dynastie (um 817 (?) - 730) schien für kurze Zeit Tanis eine Vormachtstellung zu erreichen und die thebanischen Priester zu kontrollieren. Und auch die 24. Dynastie (um 730 - 715 (?)), die ihre Hauptstadt in Sais (heute noch als Sa el-Hagar vorhanden) im westlichen Teil des Deltas gründete, brachte keine "richtigen" Pharaonen oder Könige hervor, sondern regierte mehr schlecht als recht mit mehr oder weniger lokalen Fürsten wie Tefnachte (um 730 - 720).  

Taharka

Die 25. Dynastie (um 751 - 656) selbst wurde als "Äthiopienzeit" bekannt und ganz langsam konnte man ein Licht am Ende des Tunnels erkennen. Die überwiegend nubischen Könige dieser Dynastie sahen sich als die einzig legitime Nachfolger der großen Pharaonen und versuchten sowohl das gesellschaftliche wie auch kulturelle und religiöse Erbe anzutreten, was ihnen auch (zumindest teilweise) gelang. Allerdings war dies mit der Konsequenz verbunden, dass Ägypten während dieser Zeit seine Eigenständigkeit komplett verlor und, wenn man so will, "nubische Kolonie" wurde. Und wenn man nicht allzu kleinlich ist, kann diese 25. Dynastie gar den Anspruch erheben eine zeitlich recht eng begrenzte Blütezeit geschaffen zu haben


Taharka (um 689 - 663, 25. Dynastie) einer der nubischen, (äthiopischen) Könige, die sich als legitime Nachfolger der Pharaonen sahen.

Zu schaffen machten den Herrschern eigentlich nur die unentwegten Scharmützel mit assyrischen Königen, die versuchten das Land zu besetzten und dies mit Unterstützung der noch immer vorhandenen Fürsten von Sais am Ende auch vorübergehend schafften. Erst Psametich I (um 663 (?) - 609), der wahrscheinlich erste Pharao der 26. Dynastie (um 663 (?) - 525), unterwarf die Assyrer, die Fürsten von Sais und auch die mittlerweile "schwächelnden" Herrscher aus Nubien. Er einigte das Land und durch regen Außenhandel (insbesondere mit Griechenland) war der Wohlstand neu geboren. Sein Nachfolger in der selben Dynastie (Necho, um 609 - 594) versuchte sich an einem Kanal, der den Nil mit dem Roten Meer verbinden sollte, aber wenn die spärlichen Überlieferungen stimmen, musste er das ehrgeizige Unternehmen schnell wieder aufgeben.

"Fremder" Pharao Psametich

Das linke Bild zeigt einen "fremdem" Pharao, was eindeutig an den Gesichtszügen und dem Bart zu erkennen ist. Die Doppelkrone die er trägt macht seinen Machtanspruch auf beide Teile der Landes - Ober- und Unterägypten - deutlich. 

Ganz links wird Pharao Psametich I dargestellt, wie den Göttern opfert - vielleicht nach seinem Sieg über die Assyrer und die Fürsten von Sais

Gegen Ende der 26. Dynastie, Psametich III war König, eroberten die Perser Ägypten und die dann folgende 27. Dynastie (sinniger weise 1. Perserzeit genannt) versuchte "Land und Leute" in die persische Kultur zu zwängen. Dies gelang auch für einen relativ langen Zeitraum und klangvolle Königsnamen wie Xerxes und Darius I, Darius II gingen in die Geschichte ein. Erst gegen Ende der 29. Dynastie formierte sich eine ernst zu nehmende Gegenwehr und Nektanebos I, einem kampferprobten General aus dem Nildelta (wahrscheinlich aus Sebennytos) gelang wieder einmal eine Art Reichseinigung. Nektanebos I wurde dann auch der Begründer der 30. Dynastie. Aber bereits ca. 40 Jahre und drei Könige später gelang es den persischen Streitmächten erneut Ägypten zu besetzten und in der Konsequenz auch zu erobern. Die 2. Perserzeit begann, die Königsnamen waren bereits bekannt: Artaxerxes III und Darius III. Allerdings war diese 2. persische Zeit auch nur von recht kurzer Dauer, sie hielt nur ca. 10 Jahre und damit ging auch das klassische dynastische Ägypten endgültig unter. 

Um 331 betrat eine Figur die Weltbühne, die die Geschichte in Atem hielt, nach der eine Stadt benannt wurde und die den Glauben an die Götterabstammung neu definierte. Alexander der Große brach über Ägypten herein. 

Das abendländische Ägypten (um 331 bis 379 n. Chr.) - Die Europäer kommen das erste Mal 

Alexander

Wie gesagt, um 331 besetzte Alexander der Große Ägypten und mit ihm begann die makedonische Zeit, die allerdings (wohl u. a. auch bedingt durch das junge Sterbealter Alexander's und seinen unstillbaren Hunger nach Eroberung) nur bis um 304 hielt. Das Bild zeigt ihn gut erhalten, jung und dynamisch.

Der makedonische Feldherr Ptolemaios griff um 305 nach dem Königsthron und wurde als Ptolemaios I Begründer der so genannten Ptolemäerzeit. Innerhalb dieser, doch mehr als 250 Jahre anhaltenden, Epoche entstanden nochmals beeindruckende Tempelanlagen (z. B. in Edfu und Dendera) in "Stil der dynastischen Zeit", die heute bewundert werden können. Während der ptolemäischen Herrschaft (Alexandria an der ägyptischen Mittelmeerküste war seit Alexander Mittelpunkt und Handelszentrum) blühte Unterägypten wieder auf, während Oberägypten immer weiter verarmte. Erst um 30 schloss sich Ägypten nach unzähligen Wirren und natürlich der Geschichte mit Cleopatra, Cäsar, Cäsarion, Antonius und Oktavian, und wohl nicht unbedingt freiwillig, dem Römischen Reich an. Um 31 eroberte Oktavian Alexandria durch die berühmten Schlacht bei Actium und Ägypten wurde römische Provinz.

Cleopatra

An der Fassade des Tempels von Dendera ist ein wunderschönes Relief erhalten, das Cleopatra als (Isis)-Hathor mit ihrem Sohn Cäsarion (Vater=Cäsar) zeigt. Zum Zeichen des Machtanspruchs (wohl eher ihres eigenen) trägt Cäsarion die Doppelkrone von Ober- und Unterägypten

Die römischen Könige traten die "Nachfolge" der ägyptischen Pharaonen an, die ägyptische Religion blieb allerdings noch eine geraume Zeit bestehen und die sakralen Bauten wurden gepflegt und genutzt. Erst 379 n. Chr. wurde der christliche Glaube Staatsreligion und 395 n. Chr. wurde Ägypten vollends Teil des Oströmischen Reiches.

Byzantinisch, Islamisch, Osmanisch - Ägypten ist Spielball fremder Mächte 

Aufgrund der immer problematischer werdenden Situation in Rom war das Oströmische Reich nur wenige Jahre nach der "Übernahme" Ägyptens nicht mehr in der Lage alle seine zahlreichen Provinzen zu kontrollieren und zu sichern; Ägypten wurde sich selbst überlassen. Durch die nun ungesicherten Grenzen drangen im Süden Nubier und im Westen Nordafrikaner in das Land ein und formierten sich zu einer byzantinischen Besatzungsmacht, die gemessen an der langen Geschichte Ägyptens, nur von kurzer Dauer war und auch kaum Spuren hinterlassen hat. Ganz anders dagegen die islamische Periode, die um 640 n. Chr. durch den Kalifen Omar eingeläutet wurde. Sie sollte bis um 1517 n. Chr. dauern. Ganze Heerscharen von Kalifen aus den verschiedensten "Clans" (beispielhaft: Omayaden , Abbasiden, Tuluniden, Ischschididen, Fatimiden) regierten das Land mehr oder weniger sinnvoll. Es sollte beinahe 900 Jahre dauern bis wieder ein klangvoller Name die ägyptische Bühne betrat. Um 1171n. Chr. setzte der kurdische Feldherr Salah ad Din (Saladin) den letzten Fatimidenkalifen ab, begründete die Ayubiden Periode und errichtete in Kairo die Zitadelle zum Schutz gegen die Kreuzritter. In Ermangelung einer ausreichenden Streitmacht heuerte er türkische Söldner, die Mamelucken an, was sich dann später aber rächte, denn die Mamelucken übernahmen um 1249 n. Chr. für ca. 200 Jahre selbst die Macht im Land. Um 1517 schließlich, wurde Ägypten Teil des Osmanischen Reiches und von Paschas regiert, die ihrerseits wiederum vom jeweiligen Sultan eingesetzt wurden. Allerdings verloren die Mamelucken nicht gänzlich die Gewalt, vielmehr musste der jeweilige Sultan den Mameluckenführer bei praktisch jeder Regierungsfrage um Zustimmung bitten, um die Entscheidung (eigentlich nicht seine eigene) an die Paschas weitergeben. Ägypten wurde also regiert von Marionetten, die ihre Anweisungen wiederum von Marionetten erhielten. Diese Situation verstümmelte das Land sowohl politisch, wie auch wirtschaftlich und kulturell - der Tiefpunkt war erreicht. 

Gegen Ende des 17. Jahrh. n. Chr. kamen die Europäer ein zweites Mal - erst die Franzosen (um 1798 n. Chr.) in Form von Napoleon Bonaparte und dann (unterbrochen von einer albanischen Periode, die nach einem Aufbäumen den wirtschaftlichen Kollaps zur Folge hatte) die Engländer (um 1882 n. Chr.) in Form einer gigantischen Truppe, die sich häuslich niederließ. Auch dies war keine sonderlich angenehme Situation für Ägypten und seine Bevölkerung. Es wird zwar im allgemeinen gesagt, das Land sei in dieser Epoche "moderner" geworden, Herr im eigenen Haus war es aber nicht und wenn man sich alleine die unendlich vielen Diebstähle an jahrtausende alter Kulturgüter anschaut, muss einem als Europäer noch heute die Schamesröte ins Gesicht steigen. Schamlos wurden Obelisken auf die europäischen Hauptstädte verteilt, ganze Schiffsladungen einzigartiger "Funde" aus dem gesamten Land in unzählige Museen geschippert. Es war sehr beliebt, an den Pyramiden und im Tal der Könige mit Sprengstoff zu arbeiten und als Gipfel der Geschmacklosigkeit und Ignoranz wurden tausende von Mumien in den Kesseln britischer Dampfloks verheizt. Nein - so toll war auch der zweite Auftritt der Europäer nicht. 

Erst 1922 zwang der Wille nach Unabhängigkeit das britische Protektorat in die Knie und unter König Fuad I bildete sich eine parlamentarische Monarchie, über die zu reden aber müßig wäre - dem Land ging es immer schlechter. Am 18. Juni 1953 wurde Ägypten Arabische Republik - dies gehört aber mit Sicherheit nicht mehr in das Register Niedergang. 

Und in den frühen 70igern kamen dann die Europäer ein drittes Mal - in Form der Touristen; wollen wir hoffen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben, obwohl, hm ... ab und zu ... bei unseren Besuchen ...

 

 

 

 

Sekundärbanner

 

Im Sudan
 
© Aegyptenweb. de, alle Rechte an Bildern und Texten vorbehalten soweit nichts anders vermerkt, weitere Einzelheiten siehe Impressum