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01. März 2007

 

Die Osirislegende ...


Osiris

Das Bild zeigt Osiris mit den königlichen Insignien und "beschützt" durch die Uzat-Augen, besser bekannt als die Augen des Horus (seines Sohnes), den Horusaugen. Die hier abgebildeten Augen (ohne weitere künstlerische Symbolik) versinnbildlichen wohl das Licht nach der (göttlichen) Wiedergeburt. Die grüne Farbe verweist auf die Spiritualität der Wiedergeburt. Den Pathos um Osris vergessend könnte man auch sagen, die grüne Farbe erinnert an Osiris als "Wasserleiche"

"Ich komme an: Ich umarme das Uzat-Auge und werde mich vergnügen im Licht"
Grab des Sennuten, Deir El Medina

Eine oft benutzte Phrase, die den hasserfüllten Bruderkampf zwischen Osiris und Seth auf einziges Körperteil reduziert heißt: „Den Phallus haben die Fische gefressen – das ist das traurige Ende eines göttlichen Gliedes.“ 

Zwar nicht unbedingt falsch, aber dennoch keine so besonders schöne Vorstellung – zumindest für den Betroffenen. Aber das geistig-rituelle pharaonische Ägypten würde seiner Rolle nicht gerecht werden, wäre das wichtigste und das „aus dem alle Götter schöpfende“ legendäre Ereignis um Osiris und Seth auf einen so einfachen Nenner zu bringen. 

Also: 

Osiris, zusammen mit seinem Bruder Seth, der erste göttliche Pharao lange von den Dynastien und der beschreibbaren Historie, herrschte „im Einvernehmen mit allen Göttern“. Dies machte er so gut, dass sein Bruder Seth von Neid ergriffen wurde. Dieser Neid entwickelte sich schnell zu (Bruder)Hass und Seth sinnte darauf den Bruder zu ermorden, um alleine dem göttlichen Herrschaftsanspruch gerecht werden zu können. Der Legende nach besorgte er sich mit vielerlei List die exakten Körpermaße seines Bruders und lies danach einen kostbaren Sarkophag anfertigen. Während eines Mahls, zu dem außer den beiden Brüdern noch 72 Komplizen des Seth anwesen waren, erklärte Seth, er wolle den Sarg demjenigen zum Geschenk machen, der genau hineinpasse. Osiris erhielt als Bruder den Vortritt und es kam wie es kommen musste. Der Deckel wurde durch Seth selbst verschlossen und mit flüssigem Blei durch die Komplizen versiegelt. Osiris ertrank, nachdem der Sarg in den Nil geworfen wurde. In der Nähe des spirituellen Byblos verfing er sich in den Zweigen einer jungen Zeder und während der Baum wuchs umschloss er den Sarg mit dem toten Osiris in seinem Stamm. Die erwachsene Zeder sollte später dem Herrscher von Byblos als Säule in seinem Palast dienen. Isis, die Schwestergemahlin des Osiris, vernahm unterdessen von ihren göttlichen Helfern, dass ihr toter Gemahl und Bruder in der Zeder eingeschlossen sei und konnte mit Hilfe der Königin von Byblos den Sarkophag nach Theben bringen, wo sie Osiris „wie es die Sitte wollte“ bestatten konnte. Während der vorgeschriebenen 70 Tage der Trauer versteckte sie den Sarg in den Sümpfen des Nildeltas. 

Seth blieb natürlich nicht verborgen was in der Zwischenzeit passierte; er fand den Sarg, öffnete ihn, zerstückelte seinen Bruder in mindestens vierzehn Stücke und verteilte diese auf das gesamte Reich. (Je nach Quelle warf er sie auch in den Nil, womit die Darstellung des Osiris mit grüner Hautfarbe, sozusagen als „Wasserleiche“ weiter unterstützt wird) Isis begann die einzelnen Stücke zu sammeln und fand sie schließlich auch  – bis auf eines, den Phallus. Sie fügte den Leichnam wieder zusammen und setzte einen künstlichen Phallus an die Stelle des Originals. Die Schwestergemahlin verwandelte sich dann in einen Vogel, schwebte über dem toten Körper und erweckte ihn (zeitweise) wieder zum (faktischen) Leben, indem sie „die magischen Worte sprach“. Ebenfalls empfing sie durch spirituelle und tatsächliche Vereinigung einen Sohn, bevor Osiris in Abydos sein Grab fand und zum Totengott, zum Gott der Unterwelt (Duat) wurde und künftig alle Verstorbenen als Fährmann der (Sonnen)barke durch die zwölf Stunden der Duat leitete. 

Horus, der Sohn von Isis und Osiris, der durch geistige und tatsächliche Vereinigung geboren wurde, rächte den Tod seines Vaters, in dem er den Brudermörder Seth während eines gewaltigen Kampfes an dem mythischen Ort Cheri-aha, der sich in der Nähe des heutigen Kairo befunden haben soll, tötete. Während dieses Kampfes verlor Horus ein Auge (das heute bekannte und beliebte Horusauge), welches aber „die Zeit überdauerte“ und „den Göttern den rechten Weg“ zeigte. Seth selbst wurde nach seinem Tod zu der negativ besetzten Gottheit überhaupt und der Kampf zwischen Onkel und Neffe wird an vielen Tempelwänden (u. a. Karnak) zeremoniell dargestellt. Der (in diesem Fall widderköpfige) Horus ersticht Seth, der in Nilpferdgestalt erscheint, von einer Barke aus mit einer Lanze. 

Soweit die Osirislegende. 

Aber auch diese Geschichte wird – wie könnte es anders sein – auch geistig-global gedeutet. Osiris als Vegetationsgottheit ertrinkt im Nil wie das Land selbst bei der Nilschwemme. Er wird wiedergeboren wie Ägypten nach der Nilschwemme und beide, das Land und der Gott erscheinen als Urhügel der wiederum als Urgott die Welt und den Kosmos aus sich selbst gebiert. Gleichzeitig ist die Deutung die Verkörperung des Werdens und Vergehens aller Natur, der Welt und des Kosmos in unabweichlicher Abfolge. 

Auch das Anbringen eines künstlichen Phallus beinhaltet (außer der diesbezüglichen Notwendigkeit der Fortpflanzung) eine klare Bestimmung. Zur Wiedergeburt ist nur ein unversehrter Körper fähig, ein Körper, „der alle Gliedmaßen an der richtigen Stelle hat“. Insofern hat auch die Mumifizierung ihren Ursprung in den sehr frühen Mythen und Legenden des unendlichen Reiches. Und auch der Sarg, den Seth nach den Körpermaßen seines Bruders anfertigen ließ, zeigt sich im gesamten Pharaonischen Ägypten an den menschengestaltigen Sarkophagen in den Grabanlagen.

 

 

 

 

 

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