Das Erste Mal ...
Als wir 1996 in Sharm el Sheik (Sinai) aus dem Flugzeug stiegen, wussten wir, dass dies unser künftiges Reiseland sein würde, nicht nur wegen des trockenen Klimas, sondern auch wegen der Jahrtausende alten Kultur und der dort lebenden liebenswürdigen Menschen. Den Vorgeschmack holten wir uns Anfang der 90er Jahre in Speyer bei einer Ägyptenausstellung im Historischen Museum der Pfalz. Im Frühjahr 1996 buchten wir eine Rundreise durch Ägypten, die sich über 11 Tage erstreckte und für uns zu einem ganz besonderen Erlebnis und zum Beginn einer Leidenschaft wurde.
Und so landeten wir einige Monate später gegen 23:00 Uhr auf dem Flughafen von Sharm el Sheik und wurden mit einem Bus in eines unserer gebuchten Hotels gebracht, wo wir allerdings nur eine Nacht verbrachten. Aber schon die Fahrt durch die nächtliche Wüste war beeindruckend; die schroffen Felsen streckten sich im fahlen Mondlicht im dunklen Himmel und während der einstündigen Fahrt nach Dahab kreuzten gleich mehrere Kamelkarawanen unseren Weg. Und auch einen ersten Eindruck des arabischen Improvisationstalentes konnten wir gleich spüren, denn die Surfbretter, Fahrräder und Tauchkoffer, die im Bus keinen Platz fanden wurden kurzerhand (und ungesichert) auf das Dach des Busses und mehrerer wirklich alter Taxis verfrachtet und teilweise tatsächlich mit den Händen (!) durch die offenen Fensterscheiben festgehalten. Als ich dann am Morgen die Vorhänge der Terrasse aufzog, musste ich einen kleinen Aufschrei unterdrücken, denn es war wie im Paradies. Das Rote Meer, das ich zuvor noch nie gesehen hatte, leuchtete in seinen vielfältigsten Farben, vom kräftigen und satten Dunkelblau bis hin zum luftigen, leichten und transparenten Azur. Ich sagte damals zu meinem Mann: „Kannst ruhig die Rundreise ohne mich antreten, ich bleibe hier im Hotel und genieße das Meer.“ Es hat meinem Mann sehr viel Überzeugungskraft gekostet mich dennoch zu überreden, mit ihm die Rundreise anzutreten. Hätte wahrlich viel versäumt, wenn ich „nur“ in diesem Hotel geblieben wäre. Schon am Nachmittag gegen 13:00 Uhr, nachdem der Reiseleiter uns den Verlauf der Rundreise erklärt hatte, stiegen wir also in einen klimatisierten Reisebus – übertrieben „klimatisiert“, der uns vom Sinai (über St. Katharina) nach Kairo, der Hauptstadt Ägyptens, brachte. Ich konnte mich, insbesondere aufgrund der sehr beeindruckenden und mit Europa nicht vergleichbaren Landschaft, kaum satt sehen. Bei einem Stop in der Wüste konnten wir einen viel zu kurzen und oberflächlichen Blick in den Alltag und die Kultur der Beduinen werfen. Für einen Europäer, der zum ersten Mal dieses Land bereist, muss es den Anschein erwecken, als führten die Beduinen ein sehr karges und einsames Leben. Wir haben uns eines Besseren belehren lassen, denn die Menschen dort sind durchaus glücklich. Sie leben in sehr einfachen Verhältnissen, ernähren sich hauptsächlich von Datteln, Milch, Fladenbrot und hin und wieder auch Ziegen- oder Hammelfleisch. Wenn ein Gast zu Besuch kommt, steht ab und an sogar Kamel auf der Speisekarte. Bei späteren Reisen konnten wir uns von der sprichwörtlichen Gastfreundschaft überzeugen. Ihr Lieblingsgetränk (und nicht nur der Beduinen) ist schwarzer Tee mit Pfefferminze und sehr viel Zucker, der wahrlich süchtig machen kann. Dieser Tee, das Nationalgetränk der Ägypter, begleitete uns während unserer gesamten Reise (auch der späteren) als unentbehrlicher Durstlöscher. Wo immer wir Gelegenheit hatten, den Tee zu genießen, (auch auf dem Mosesberg in mehreren sehr einfachen Teestuben) taten wir dies auch. Die Beduinen leben in Sippen zusammen, der jeweils einem Sheich vorsteht und der bei Streitigkeiten, auch unter Eheleuten, schlichtet. Genaue Angaben sind zwar sehr problematisch, denn die Beduinen entziehen sich erfolgreich jeglicher Volkszählung, aber auf dem Sinai leben schätzungsweise noch ca. 100 000 bis 150 000 von ihnen in mehr oder weniger großen Gruppen. In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass die Ägypter, bedingt durch die Religion, bis zu 4 Ehefrauen heiraten dürfen, vorausgesetzt, dass diese gleich behandelt werden und das auch nötige Kleingeld für den Unterhalt zur Verfügung steht. Für uns Europäer ist es aufgrund unserer christlichen Kultur nicht nachvollziehbar und auch nicht gestattet, außer einem Ehepartner noch einen weiteren, geschweige denn 4 (!) zu haben. Stellen sie sich mal diese Situation bei uns in Europa vor. Da würden doch jeden Moment vor lauter Neid und Eifersucht die Fetzen fliegen! Natürlich kann sich nicht jeder Ägypter 4 Ehefrauen leisten, er muss schon eine beachtliche Stellung in der Gesellschaft einnehmen und gut „betucht“ sein, da außer den Ehefrauen noch eine beträchtliche Anzahl von Kindern (mitunter bis zu 30) ernährt werden müssen. Ich möchte mal in Europa den Mann kennen lernen, der in der Lage ist, 4 Ehefrauen und 30 Kindern zu ernähren. Man darf eines jedoch nicht außer Acht lassen; der Kinderreichtum stellt für die Ägypter die Rentenversorgung sicher, denn Kinder sind aufgrund der gesellschaftlichen Gepflogenheiten, wenn sie das Erwachsenenalter erreichen, verpflichtet, für ihre Eltern zu sorgen. Wir haben in Europa eine anders gelagerte Situation aufgrund der gesetzlichen und mittlerweile auch der privaten Rentenvorsorge, was jedoch nicht immer für dieses System spricht, denn es werden zuhauf alte Menschen in Altersheime abgeschoben; aber das ist dann doch wohl ein anders Thema.
Unser Weg führte uns weiter auf einer gut ausgebauten und geteerten Strasse immer weiter weg vom Meer in Richtung Mosesberg. Unterwegs sichteten wir immer wieder, Kamele, Schafe und Ziegen, die unter Dattelpalmen dösten, denn gerade in der Mittagssonne ist es höllisch heiß, bis zu 50 Grad - wenn man da keinen Schatten aufsuchen kann! Dies gilt sowohl für Tiere als auch für Menschen. Unterwegs kamen wir auch immer wieder mit Kindern in Kontakt, die versuchten „Bakschisch“ (Trinkgeld) zu ergattern. Für die Menschen in Ägypten, und dies gilt auch für den gesamten Orient, ist Trinkgeld ein wesentlicher Bestandteil des Einkommens. Der „Ottonormalverbraucher“ verfügt in Ägypten über ein durchschnittliches Jahreseinkommen von ca. 300 EURO. Da muss es einem Menschen aus der westlichen Welt sicherlich nicht schwer fallen, etwas von seinem „Reichtum“ in Form von Trinkgeld abzugeben, zumal dies als Armensteuer einer der 5 Säulen des Islams ist und warum sollten wir aus einem anderen Kulturkreis nicht etwas annehmen, wenn es sinnvoll ist. Und sinnvoll ist dies in Ägypten ohne Frage, allerdings sollten wir bei späteren Reisen feststellen, dass man sehr darauf achten muss, dass diese sinnvolle Notwendigkeit auch den richtigen Menschen zu Gute kommt. Leider ist dies oft nicht so, aber damals fehlte uns noch die nötige Erfahrung und Abgeklärtheit. Das wichtigste bei der ganzen Trinkgeldgeschichte ist aber, dass eine Gegenleistung erbracht wird, einfach Geld schenken ist mit Sicherheit der falsche Weg. Die Kinder auf dem Sinai hielten allerdings auch nicht einfach die Hand auf um zu betteln, sondern sie wollten eine Gegenleistung erbringen, in dem sie z.B. einfach nur Steine darboten um dafür ein wenig Bakschisch zu bekommen. Unser Reiseleiter predigte wie der Imam der Ibn-Tulun Moschee den Kindern nicht einfach Geld zu schenken, denn daran würden sie sich schnell gewöhnen und ob dieser relativ einfachen „Geldbeschaffung“ nicht mehr in die Schule gehen wollen. Wir machten bei unserer ersten Rundreise auch die Erfahrung, dass bei den Ägyptern, egal ob 6 oder 60 Jahre alt, Kugelschreiber zu den Favoriten gehörten. Ich merkte mir das und konnte bei unserem 2. Ägyptenurlaub ca. 100 Kugelschreiber „an den Mann, die Frau und das Kind bringen“. Selbst diese Anzahl war noch viel zu gering. Da fällt mir noch eine amüsante Geschichte in Sachen Bakschisch ein: Unterwegs begegneten wir immer wieder Kindern, die uns nachliefen und um etwas Geld baten. Da ich die Worte des Reiseleiters noch in sehr guter Erinnerung hatte, gab ich einem kleinen Jungen ein paar Bonbons, der diese jedoch verweigerte und mir prompt in deutsch zurief: „Bonbons machen Zähne kaputt!“ Eigentlich hatte er ja Recht! Oder war das nur ein Trick? Araber sind erfinderisch und Touristen tun oftmals alles um dieses Talent zu unterstützen.
Gegen Nachmittag erreichen wir St. Katharina, ein von griechisch-orthodoxen Mönchen geführtes Kloster, das die viele Wirren, Kriege und Kolonialherren überstand, indem es in seinen massiven Umfassungsmauern auch Gotteshäuser anderer Religionen duldete. Innerhalb dieser Anlage befindet sich auch ein Ableger des legendären Dornenbusches, der in der Bibel genannt wird. Er trägt heute noch Blätter, nur wurde der Busch im Laufe der Jahre nach oben versetzt, weil sehr viele Besucher immer wieder ein Blatt als Souvenir entnahmen und der Busch sich nicht mehr so schnell erholen konnte. Legende oder Wahrheit, wer weiß das schon. Nach der Besichtigung des Klosters mit seiner imposanten Ikonensammlung (heute gibt es auch ein kleines Museum) wurden wir dann in ein kleines zweckmäßig eingerichtete Hotel gebracht, wo wir uns mit der gesamten Reisegruppe gegen 02.00 Uhr nachts auf den Weg zum Moses-Berg machten; ab dem St. Katharinen Kloster zu Fuß natürlich. Wir hatten uns diesen Fußmarsch ganz anders vorgestellt. Und so kam es wie es kommen musste und auch zu einigen kleinen Komplikationen. Heute müssen wir beide, mein Mann und ich, immer noch darüber schmunzeln.
Nachdem wir den ersten Kilometer zurückgelegt hatten, wurden wir bereits müde. Außerdem hatten wir auch keine Taschenlampe dabei, die praktisch lebensnotwendig ist, Nicht nur um den Weg zu halten, sondern besonders um sich die anderen Touris vom Leib zu halten, die mitunter weder Freund noch Feind kennen, bei ihrem Drang möglichst schnell „aufzusteigen“. Dank eines hilfsbereiten Ehepaares aus Mainz konnten wir unseren Marsch fortsetzen, denn sie hatten eine 2. Taschenlampe dabei. Unterwegs begegneten wir immer wieder Kamelführer, die ihre Kamele anboten: „Nimm mein Kamel, ist gutes Kamel!“
Nach ungefähr einer Stunde Fußmarsch brach sich mein Mann den kleinen Zeh und konnte nur schwer weiterlaufen. Wir nahmen das Angebot eines Kamelführers dankbar an. Das heißt, mein Mann nahm das Angebot an und erhielt ein kleines weißes, beängstigend zerbrechlich aussehendes Kamel. Bei diesem Anblick schießen uns heute noch die Tränen in die Augen, denn wie konnte eine so kleine Kreatur einen Menschen von ca. 100 Kilos tragen? Nach einer weiteren dreiviertel Stunde stieg ich dann - nach viel Überredungskunst meines Mannes (ich saß noch nie auf einem Kamel und hatte deshalb etwas Angst) - auf das kleine weiße Kamel und mein Mann erhielt ein größeres und belastbareres Tier.
Nach einer Weile (immerhin 2 Stunden schaukeln) waren wir am Ziel - dachten wir - nun fing jedoch erst die eigentliche Besteigung des Mosesberges an. Wir mussten ca. 700 Stufen, die unterschiedlicher Größe und Form waren, hinter uns bringen. Ein Glück war, dass es hin und wieder auf dieser Fußstrecke eine kleine Hütte gab, wo man den wunderbaren schwarzen Tee mit Pfefferminze kaufen und natürlich auch trinken konnte. Er regte wahrlich die Lebensgeister an, die bereits verloren schienen. Endlich gegen 06:00 Uhr kamen wir zum Gipfel auf ca. 2300 Metern an, wo wir den Sonnenaufgang am Mosesberg erleben durften. Der schönste Sonnenaufgang unseres Lebens! Während die Sonne so allmählich aufging, Reisegruppen aus aller Welt waren zugegen, sang ein italienischer Opernsänger (es gibt Zufälle) das weltberühmte Lied „O sole mio“. Klingt für Sie, liebe Website-Besucher, vielleicht kitschig, war aber nicht so. Mein Mann ergatterte den besten Platz, eine Hütte mit sehr liebenswerten Einheimischen, wo er alle Phasen des Sonnenaufgangs fotografieren konnte – als er die Kurzatmigkeit überwunden hatte. Danach erfolgte der Abstieg, war natürlich nicht so beschwerlich wie der Aufstieg und ging auch ohne Kamel und schneller. Wir freuten uns natürlich auf die heiß ersehnte Dusche im Hotel, wurden jedoch enttäuscht als wir den Duschhahn aufdrehten, es kam absolut kein einziger Tropfen heraus. Ja, der Sinai ist trockenes Land und das Hotel hatte also nicht nur keine Sterne, sondern auch kein Wasser, zumindest nicht für uns an diesem Morgen. Nun mussten wir ungewaschen zum Frühstück und ungewaschen bis Kairo weiterfahren. Im Nachhinein war es aber die Tortour wert! Die Besteigung des Mosesberges und der Sonnenaufgang ist wirklich ein Ereignis, das man sein ganzes Leben nicht vergisst. Hatten allerdings hinterher 4 Tage höllischen Muskelkater.
Zurück zu unserer Fahrt nach Kairo. Unterwegs hielten wir am berühmten Suez-Kanal, der lange britisch kontrolliert war und immer wieder Anlass zu Streitigkeiten und Kriegen gab. Die Ägypter eroberten 1981 unter dem damaligen Präsidenten Anwar el Sadat den Sinai (eigentlich durch langjährige Verhandlungen) und somit den Suez-Kanal von den Israelis zurück, der aufgrund seiner strategischen Lage sehr bedeutsam war und noch immer ist. Heute sind dort Beobachtungstruppen der UNO stationiert, an deren Einrichtungen wir bei unseren zahlreichen Sinai-Reisen immer wieder vorbeifuhren. Gegen Abend kamen wir dann endlich und immer noch ungewaschen und staubig in Kairo an und wurden im Hotel zur „Gucknummer“, denn dieses Hotel hatte Sterne – und Wasser, Allah u-akbar!
Kairo, was für eine Stadt! Mutter aller Städte, geprägt von sehr vielen Gegensätzen, die größte Stadt auf dem afrikanischen Kontinent. Von weitem konnten wir bereits die drei weltberühmten Pyramiden sehen, Cheops, Chefren und Mykerinos. Davor der Wächter der drei Pyramiden, der „Sphinx“, dessen Nase damals von den Türken abgeschossen wurde sagt man zumindest. Ich persönlich kann mir sehr gut vorstellen, einige Zeit in Kairo zu leben, es ist einfach eine Weltmetropole, eine Stadt, die niemals ruht, selbst in der Nacht pulsiert das Lebens, vielleicht noch stärker als am Tage. Kairo hat ungefähr 20 Millionen Einwohner; die Touristen, die tagtäglich durch diese Stadt schlendern und die vielen Randbezirke, nicht einbezogen. In den 3 Tagen, in denen wir uns in Kairo aufhielten, konnten wir sehr viele Gegensätze beobachten, die man nirgends in Europa mehr finden kann. Auf der einen Seite die Slums der Stadt, dort sind die Leute so arm, dass sehr viele sogar nicht einmal ein Dach über dem Kopf haben. Als Kontrast auf der anderen Seite befinden sich die Hotels für die zahlreichen Touristen und besonders abgehoben ist, meiner Auffassung nach, der noble Stadtteil Heliopolis mit seinen zahlreichen Villen, die auch von einigen Europäern bewohnt sind. Dieser Stadtteil ist für uns jedoch nicht das wirklich Kairo. Das wirkliche Kairo spiegelt sich in den schmalen Gassen wider, mit den unendlichen und zahlreichen Basaren, wo die Händler ihre Waren in einer Art und Weise feilbieten, die in der westlichen Welt völlig fremd ist. Besonders beeindruckt hat mich der Fußbügler, ja dies ist kein Scherz; er hat nicht mit den Händen (und natürlich einem Bügeleisen), sondern mit jeweils einem Fuß gebügelt, und dies stundenlang und so kunstgerecht, dass man einfach einige Zeit stehen bleiben muss. Eines muss man, egal wo man sich in Ägypten befindet und egal in welchem Geschäft man einkauft: Feilschen. Tut man dies nicht, so ist man hinterher überrascht, weshalb man für das gekaufte Stück eigentlich das 10-15 fache bezahlt hat und bei den Einheimischen als Dummkopf gilt. Selbstverständlich muss das Feilschen auch seine Grenzen haben, denn die Bevölkerung muss ja schließlich auch leben. Wir haben neben den zahlreichen positiven Erfahrungen auch einige negative Beispiele beim Einkauf erlebt. Z.B. wollte ich ein T-Shirt auf dem weltberühmten „Khal el Khalili Basar“ erstehen. Zunächst kam ich nicht mal 5 Meter weit, da wurde ich schon in ein Geschäft geschoben, eigentlich mehr gezerrt, und musste mir das gesamte Warensortiment ansehen. Auf eine Frage, wieviel ägyptische Pfund das besagte T-Shirt koste, wurde mir auf deutsch geantwortet: „kaufe bei mir, bei mir ist billiger als bei Aldi.“ Ich kaufte das besagte Stück und musste zu Hause dann feststellen, dass die Farbe lediglich irgendwie aufgedruckt war und leider beim Waschen komplett (!) ausging. Nun ja, habe mich zwar anfänglich ein bißchen geärgert, aber im Großen und Ganzen hatte der gesamte Einkauf doch Spaß gemacht.
Eines der Highlights in Kairo ist zweifelsohne das Ägyptische Museum mit den vielen
Exponaten, so um die 150 000. Das Ägyptische Museum wurde im vorigen Jahrhundert von dem französischen Ägyptologen, Auguste Mariette gegründet. Dies steht im Zusammenhang mit der Eroberung der napoleonischen Truppen. Napoleon Bonaparte hatte damals das Interesse der Europäer für Ägypten ausgelöst. Es wurden seit dieser Zeit viele Schätze nach Europe gebracht, um nicht zu sagen geklaut, die man heute in den verschiedensten europäischen Metropolen bestaunen kann. Die 2 ½ stündige Besichtigung war unseres Erachtens nach viel zu kurz bemessen. Man müsste sich mindestens 1 Woche im Ägyptischen Museum aufhalten, selbst dann hätte man noch nicht alles gesehen. Wir holten bei späteren Reisen das nach, was uns damals durch die Lappen ging. Mein Lieblingspharao ist übrigens der „Ketzerkönig“ Echnaton (Ehemann von Nofretete), der nur einem Gott, nämlich dem Gott „Aton“ huldigte; seine Vorgänger hingegen huldigten mehreren, hm, eigentlich unzähligen Göttern u.a. Amun. Zu seiner Regierungszeit verlegte er seinen Hauptsitz von Theben nach Armana. Nach der „Echnaton Dynastie“ wurde im gesamten Reich sein Name aus den Kartuschen getilgt und der „Amun Kult“ wieder eingeführt. Selbstverständlich besichtigten wir in Kairo natürlich das Giza-Plateau mit seinen 3 weltberühmten Pyramiden, die ich bereits erwähnte. Es kann sich heutzutage kein Mensch vorstellen, zu welchen Bauwerken einst die Menschheit in der Lage war. Es bleibt bis heute ein Rätsel, wie die Pyramiden gebaut wurden. Hunderte, wenn nicht sogar tausende von Fachleuten, haben sich seitdem mit diesem Rätsel befasst. Die größte Pyramide umfasst ca. 2,3 Millionen Quader Kalkstein. Sie sind wahrlich für die Ewigkeit gebaut! Keine Naturkatastrophen und auch keine Kriege konnten jemals den Pyramiden etwas anhaben. Lästig waren im Giza-Plateau lediglich die Kamelführer, man konnte keinen einzigen Schritt machen, ohne dass sie einem bedrängten, auf ihr Kamel zu steigen, natürlich nicht unentgeltlich; versteht sich von selbst. Soweit ich informiert bin, sind oder werden alle Kamelführer zukünftig aus dem Giza-Plateau verbannt. Ob das eine so gute Idee ist, na ich weiß nicht, irgendwie gehören sie dazu, auch wenn’s nervt. Übrigens, ein Tipp: Bei unserem zweiten Ägyptenurlaub nahmen wir an einer Licht- und Ton-Show an den Pyramiden teil. Die Atmosphäre, die von dieser Light and Sound-Show ausging, kann man nicht beschreiben, man muss es selbst erlebt haben. Ein anderes Bauwerk, welches unbedingt besichtigt werden sollte, ist das älteste massive Steinbauwerk der Welt, die Stufenpyramide bei Sakkara, ca. 15 km von Kairo entfernt. In der Nähe befinden sich in unterirdischen Gängen und Kammern auch Grabstätten mit mumifizierten Stieren, den sog. Apis-Stieren. Lohnenswert! Leider ging unser 3-tägiger Kairo-Aufenthalt zu schnell zu Ende. Viel zu schnell, sehr schade! Wir schworen uns aber, was auch passiert ist, wiederzukommen.
Am Abend des 4. Tages wurden wir dann mit einem Inland-Flug nach Luxor geflogen und bezogen dort einen „Nildampfer“. Der griechische Gelehrte Herodot nannte Luxor das 100-torige Theben und im Tal der Könige (auf der Westseite des Nil) wurden alle berühmten Pharaonen des Neuen Reiches zu Grabe getragen. Viele dieser Gräber kann man heute besichtigen, einige jedoch nur in begrenzter Personenzahl. Wir besichtigten Gräber, deren Farben so frisch aussahen, als seien sie erst gestern fertig gestellt worden. Leider haben diese Kunstwerke heute den Menschen zum Feind. Aufgrund der Berührung mit Touristenhände werden die Wandmalereien geschädigt und deren Restaurierung verschlingt immense Summen an Geld, das Ägypten eigentlich nicht hat. Also, jeder sollte darauf achten, dass er keinen Fingerkontakt mit den Kunstwerken aufnimmt, denn sonst geht auch hier ein Weltkulturerbe verloren. Fotografieren mit Blitz ist übrigens nahezu in allen Gräbern verboten, was jedoch einige Touristen nicht davon abhält. Das berühmteste – aber nicht das schönste - Grab im Tal der Könige ist jedoch das Grab von Tutanchamun, der im Alter von 18 Jahren unter mysteriösen Umständen zu Tode kam. Es ist alleine dem Ausgräber Howard Carter zu verdanken, dass man heute dieses Grab und dessen Schätze besichtigen kann. Howard Carter grub dieses damals unversehrte, von Grabräubern größtenteils verschonte und mit tausenden von Kostbarkeiten bestückte Grab, in den 20er Jahren aus. Die Kostbarkeiten kann man heute im Ägyptischen Museum in Kairo besichtigen. Es wurde eine eigene Abteilung hierfür geschaffen.
Wir blieben insgesamt 5 Tage auf dem Nil. Eine Nilreise zählt wohl zu den Höhepunkten jeder Ägyptenreise, nicht nur wegen der wunderschönen und biblischen Landschaft, die während der langsamen Fahrt an einem vorbeizieht, sondern auch wegen der einzigartigen Tempel, oftmals am Nilufer gelegen, und wegen der dort lebenden Menschen mit ihrer einzigartigen orientalischen und herzlichen Freundlichkeit. Während unserer Nilfahrt besichtigten wir u.a. den Luxortempel, den Karnaktempel, die Tempel in Esna und Edfu und natürlich die Tempelanlage von Ramses II bei Abu Simbel. (Siehe Beschreibung innerhalb unserer Webpage. Dort hat mein Mann die Tempelanlagen explizit beschrieben). Als wir dann in Assuan anlegten, konnten wir auf der einzigartigen Nilpromenade flanieren und den berühmten Gewürzbazar besichtigen. Ich komme nicht umhin mir jedes Mal einige Tütchen der zu kleinen Pyramiden aufgeschichteten Gewürze zu kaufen. Bei uns muss man eine Menge Geld bezahlen, in Assuan nur ein paar Pfund. Aufpassen muss man aber, dass das was man kauft, auch das ist, für das man es hält, u. a. beim Safran ist dies nicht immer so. Auch auf dem Gewürzbazar können Sie, wie in jedem Bazar in Ägypten, feilschen. Eine Besonderheit, die mir auffiel, war das innerhalb des Bazars angebotene Fleisch, ungekühlt und von Milliarden Mücken umschwirrt, und das bei einer Temperatur von nahezu 40 Grad. Unter anderem wurden Hammeldärme angeboten, die auf einer Wäscheleine hingen und die, in ein Fladenbrot gequetscht, als Sandwich serviert wurden. Nix für europäische Mägen! Was mir insbesondere in Assuan aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass die Menschen bzw. die Händler nicht so aufdringlich sind, wie beispielsweise in Luxor oder Kairo, wo man keinen Schritt auf dem Basar tun kann, ohne ständig angesprochen zu werden, doch bitte etwas zu kaufen. In Assuan befindet sich auch das weltberühmte Old Katarakt Hotel, in welchem Agathe Christie ihr weltberühmtes Buch „Tod am Nil“ schrieb. Man kann heute - und wir haben es auch gemacht - die Suite besichtigen, in welcher einst dieser Roman entstand. Übernachtet haben wir natürlich nicht, denn es kostet ein kleines Vermögen. Assuan war einst die Oase der Erholung für die wettergeplagten Engländer von einst. Auch heute kommen sie noch in Scharen, nicht nur die Engländer!!
In Assuan hatten wir dann Gelegenheit Papyri einzukaufen. Wir erstanden dort unseren ersten Papyrus, welcher heute noch bei uns in der Wohnung an der Wand hängt. Mittlerweile haben wir so viele, dass wir selbst ein kleines Papyri-Geschäft aufmachen könnten. Es lohnt sich aber auf jeden Fall in den halbstaatlichen Instituten Papyri zu kaufen, denn auf der Strasse werden oft minderwertige Teile angeboten, die maschinell aus Erstatzstoffen wie Bananenblätter hergestellt sind. Erst dort kann man sicher sein, ein wirkliches Original erstanden zu haben. Selbstverständlich gibt es auch ein Zertifikat für jedes gekaufte Stück. Papyrus ist das älteste Papier der Welt und die einzelnen Stücke sind teilweise wahrlich Kunstwerke, an denen man sich nicht satt sehen kann.
Eines noch zum Schluss, während unseres Nilaufenthaltes mussten wir immer wieder staunen, mit welcher Geschicklichkeit und Inbrunst das Kabinenpersonal – die Kabinen wurden übrigens zwei, manchmal sogar drei Mal am Tag gereinigt – Figuren aus Kleidungsstücken oder Badetüchern kreierten. Es entstanden Schwäne, Schlangen u.v.m. Wann immer wir nach den Ausflügen oder nach dem Essen in unser Zimmer zurückkamen, fanden wir die skurrilsten, Figuren. Manchmal war es schade, diese Figuren zu „ruinieren“, aber man braucht halt was zum anziehen.
Als wir am 11. Tage auf dem Flughafen in Luxor standen konnten wir nicht begreifen, wie schnell diese schöne Zeit vergangen war. Wir schwelgten noch Monate später in unseren Erinnerungen. Ägypten ist ein Mythos, dem man sich nur schwer verschließen kann. Ist man wieder zu Hause, so ergreift einen die Sehnsucht und man möchte am liebsten wieder die Koffer packen und in das Land der Faszination und der Mythen zurückkehren. Und das haben wir getan, oft; und das werden wir auch wieder tun, oft ..…
bis Bald
Toni
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