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01. März 2007

 

Im Süden - Oberägypten ...



Die Tempelanlagen von Abu Simbel liegen rund 300 Kilometer südlich von Assuan in der westlichen Libyschen Wüste. Die Anlage besteht aus zwei Felsentempel Ramses' II. Der große Tempel, Sinnbild des des grandiosen Pharaos und Baumeisters, ist Amun-Re und Re-Harachte geweiht. Den kleinere Tempel ließ Ramses' II für seine große Königsgemahlin Nefertari errichten und für Hathor weihen. Der Anblick und die Aura der gesamten Anlage sind gigantisch und zeugen von der unvorstellbaren handwerklichen Kunst im Alten Ägypten.

Der Schweizer Orientreisende J. L. Burckhardt erreichte 1813 als erster Europäer die Tempel und Belzoni, ein gewöhnungsbedürftiger Italienischer Abenteurer und Ausgräber begann 4 Jahre späten die Anlage aus dem Wüstensand zu schaufeln, der mehr als zwei drittel des imposanten Kulturdenkmals bedeckte. Damals lagen die Tempel noch direkt am Ufer des Nil. Beim Bau des Hochdamms (1960 - 1970) bei Assuan und dem angrenzenden Nasser Stausee drohten beide Tempel in den Fluten zu versinken. Es lief dann eine gewaltige internationale Rettungsaktion an, die von der UNESCO finanziert wurde. Unter ständigem Zeitdruck wurden die Tempel in kleinere Stücke "gesägt" und in einer Entfernung von 180 Metern landeinwärts sowie 64 über dem ehemaligen Standort wieder zusammengesetzt. Die Aktion verschlang eine die Summe von ca. 45 Millionen US $. Heute kann der Besucher durch einen Seiteneingang in die künstliche Betonkuppel einsteigen und sehen wie die äußeren Blöcke in die Kuppel eingehängt wurden und auf Diagrammen Einzelheiten der "Wanderung" nachlesen. Die Felsentempel von Abu Simbel riefen also gleich zweimal unvorstellbare Kräfte und ungeheure Motivation auf den Plan. Gelohnt hat es sich allemal. 

Den Großen Tempel von Abu Simbel betritt der Besucher durch einen Eingang zwischen den Kolossalstatuen in der Mitte der Fassade. Direkt über dem Eingang befindet sich in einer Nische die Figur des falkenköpfigen Sonnengottes Re-Harachte, der sich auf zwei Hieroglyphen stütz, die den Thronnamen Ramses' II - User-Maat-Re darstellen. Neben und zwischen den Beinen der Ramses Statuen sind - ebenfalls überlebensgroß - Mitglieder der königlichen Familie dargestellt. Dem Eingang schließt sich eine dreischiffige Säulenhalle an, die außer 8 Säulen auch weitere Kolossalstatuen des Pharao beinhaltet.  

Abu Simbel, Tempel Ramses II

Großer Tempel von Abu Simbel. Die vier Kolossalfiguren zeigen Ramses' II. Wer genau hinschaut (natürlich nicht auf dem Bild, sondern "live") wird erkennen, dass die Figuren, obgleich die alle vier Ramses' II zeigen jeweils etwas andere Gesichtszüge haben. So soll der Herrscher in verschiedenen Phasen seines Lebens gezeigt werden - oder anders ausgedrückt, die steinernen Monumente zeigen den Alterungsprozess

An der Nordwand der Säulenhalle sind versenkte Reliefs gut erhalten, die Szenen aus der "berühmt berüchtigten" Schlacht von Kadesch erhalten. Dies war die Schlacht gegen die Erzfeinde der Ägypter, die Hetiter. Ramses' II hatte große Mühe und gigantische Verluste zu akzeptieren, auch nur ein "Unentschieden" zu erreichen, stellt sich allerdings auf etliches Darstellungen als Sieger dar. Er war nicht nur ein grandioser Herrscher, sondern offensichtlich auch ein begnadeter Meister in Public Relations. Über den Seitenflügeln wölbt sich eine gut erhaltene Himmelsdarstellung und die Mitteldecke schmücken fliegende Geier. Die durch die Säulenhalle erreichbaren Seitenkammern diente zur Aufbewahrung von Vorräten und/oder Schätzen. An die Säulenhalle schließt sich eine etwas kleinere Pfeilerhalle an, deren Wände mit Szenen geschmückt sind, die den Pharao mit seiner Großen Königsgemahlin Nefertari bei Opfergaben zeigt. Durch den dann anschließenden Quersaal erreicht der Besucher das Sanktuarium, das Allerheiligste, welches dem Herrscher alleine vorbehalten war. Hier wurde nicht nur die heilige Sonnenbarke aufbewahrt, sondern hier lässt sich Ramses' II, flankiert von den Göttern Amun-Re, Re-Harachte und Ptah darstellen und somit selbst vergöttlichen. Während der Sommersonnenwende dringen die Lichtstrahlen der aufgehenden Sonne tief in den Tempel - bis zum Allerheiligsten - vor und beleuchten für einige Minuten die Figur des Pharao. Ramses' II gönnt sich auch Tausende von Jahren nach seinem Tod große Auftritte. Der Kleine Tempel von Abu Simbel (etwas nördlich) ist der Göttin Hathor gewidmet und für die Große Königsgemahlin Nefertari erbaut worden. Die Fassade zieren 6 Kolossalstatuen des Königspaares (3 x das Königspaar) und eine ebenso riesige Statue der Göttin Hathor mit Federkrone, Kuhhörnern und Sonnenscheibe. Zu den Füßen des Paares finden sich die Statuen ihrer Kinder. Dem Eingang schließt sich eine dreischiffige Säulenhalle an. Die Wände des Mittelschiffs zeigen Abbildungen der Göttin Hathor (Kopf), die übrigen Wände sind mit einfacheren, aber in ihrer Farbenpracht sehr gut erhaltenen Reliefs geschmückt. Durch einen weiteren Quersaal gelangt der Besucher in das Sanktuarium, wo die Skulptur der Hathor der stilisiert dargestellten Ramses beschützend überschattet. Auch die Vergöttlichung der Großen Königsgemahlin (eigentlich unüblich) wird hier deutlich, denn die Reliefs der Wände zeigen Nefertari, wie sie von den Göttinnen Hathor und Isis gekrönt wird. 

Unseres Wissens ist die Wüstenstraße von Assuan nach Abu Simbel noch immer gesperrt (zumindest für Individualreisende) und somit ist die Tempelanlage momentan nur via Flugzeug zu erreichen. Die ganze Aktion dauert leider nur etwa zweieinhalb Stunden, da das gleiche Flugzeug für beide Strecken benutzt werden muss. Der eigentliche Aufenthalt (Flugzeit insgesamt = ca. 1 Stunde) von dann nur noch eineinhalb Stunden ist für die intensive Besichtigung viel zu wenig. 

Der Philae Heiligtümer liegt auf malerisch auf der gleichnamigen (eigentlich aber Insel Agilkia) Insel im Nil, südlich von Assuan und zwischen dem kleinen und dem großen Staudamm. Unzählig kleine Motorfähren und auch Felukken bringen den Besucher zur Insel. Die Fahrt dauert ungefähr 20 Minuten. Die Insel selbst trug einstmals den ehrenvollen Namen "Perle Ägyptens" und war Standort der "Kataraktgötter" Chnum und Satis. Kaiser Justinian I ließ die heidnischen Tempel um 540 schließen und den Säulensaal des Haupttempels in eine christliche Kirche umgestalten. Die hier ansässigen Christen nutzen die so entstandene Kirche bis in das 13. Jhd., weit nach der Islamisierung des Landes. Der Bau des Assuanstaudammes drohte die Insel mit samt ihren Heiligtümern, durch die ständig wechselnden Wasserstände zwischen den beiden Dämmen, zu zerstören (der erste Damm 1902 legte die Insel bereits zeitweise unter Wasser, was die Farben der Reliefs stark in Mitleidenschaft zog) und so legte man vorübergehend einen Damm (Kofferdamm) an, um die Insel künstlich trocken zu halten und versetzte die allermeisten der Kulturdenkmäler auf die höher gelegene Insel Agilkia. Dies klingt zwar recht einfach, war aber ein problematisches und teures unterfangen, denn die gesamten Tempelanlagen mussten wegen der notwendigen Sprengungen Stein für Stein abgetragen, zwischengelagert und dann neu zusammengesetzt werden. Italienische Ingenieure und Archäologen schafften dies (40 000 Steinblöcke !! = 27 000 t Material !!) in der unglaublichen Zeit von 30 Monaten.

Philae Tempel

Das Bild zeigt den Isis Tempel, das Hauptheiligtum der Philae/Agilkia Insel. Bei Anfahren an die Insel mit einem der vielen Motorboote bieten sich bereits reizvolle Ausblicke, noch bevor der Besucher auch einen Fuß auf die Insel setzt. Der auf dem Bild nicht mehr sichtbare Anlegesteg und der Aufgang zu den Tempelanlagen ist allerdings nicht so besonders hübsch ausgefallen, dafür können dort Souvenirs eingekauft werden "bis es brummt".

Im einzelnen befinden sich auf der Insel folgende Tempel: Die Halle des Nektanebos, der Tempel des Arensnuphis, der Tempel des Asklepios, der Isis Tempel, der Tempel des Harendotes, der Hathor Tempel, der Trajanskiosk, der Augustus Tempel und einige römische Torbauten. 

Wie schon gesagt ist der Isis Tempel das Hauptheiligtum und wir beschränken uns auch auf die kurze Beschreibung dieses Bauwerks 

Der Isis Tempel ist, wie die meisten zugänglichen Bauwerke der Insel, vergleichsweise jung. Er wurde in der heute sichtbaren Form von den Ptolemäern (4. Jhd.) anstelle des wahrscheinlich vorhandenen älteren Tempels erbaut. Der beachtliche Eingangspylon an der Südseite ist 18 Meter hoch und einst schmückten diesen zwei stattliche Obelisken, die zunächst einfach verschwunden (!?) waren, dann aber, wie sollte es anders sein, in Europa auftauchten. Auf dem westlichen Pylonenflügel kann man sehr schöne Reliefs sehen, die Ptolemaios' XII zeigen, wie er seine Feinde erschlägt - viel hat sich bei den Darstellungen über die Jahrtausende offensichtlich nicht geändert. Weiter können auf den einzelnen Register der Pylonen die Göttinnen Hathor und Isis bei Opferritualen bestaunt werden, wobei (und dies ist selten) beide in absolut identischer Gestalt dargestellt werden, nur durch ihre Attribute (Hathor = Kuhgehörn u. Sonnenscheibe, Isis = Thronhieroglyphe) werden sie unterscheidbar. Durch das Mittelportal schreitend erreicht man eine Säulenhalle, die den Vorhof flankiert und einen trapezförmigen Grundriss hat. Von hier aus erreicht man auch das Geburtshaus, welches Hathor-Isis, Mutter des Horus geweiht ist. Und durch weitere Räume gelangt der Besucher in das Allerheiligste, wo in Reliefszenen die Kindheit von Horus erzählen. Am anderen Ende des Hofes erreicht man dann den zweiten Pylon, mit 12 Metern etwas niedriger und auch deutlich schmäler ist. Hier erkennt der Besucher auch die Spuren der Christen, die sich mit Hammer uns Meisel verewigt haben. Dem zweiten Pylon schließt sich ein kleiner - "überspannbarer" (als Sonnenschutz) - Hof an, der dann in eine weitere Säulenhall mündet, und durch die vielen griechischen Inschriften und koptischen Kreuze wird die "Zweckentfremdung" als christliche Kirch sehr deutlich. Weitere Räume und kleinere Hallen führen schließlich in das Sanktuarium, wo aber nur noch der Sockel (der Isis-Barke) und einige farblose Reliefs erhalten sind. In unmittelbarer Nähe findet sich noch das so genannte Hadrianstor aus der römischen Zeit. 

Wunderschön erhalten und mit sehenswerten Säulenkapitellen (handwerklich phantastisch und sehr gut erhalten) ausgestattet, empfehlen wir noch den Trajanskiosk, den man auch bei An- und Abfahrt vom Wasser aus bewundern kann. 

Der Kalabscha Tempel ist nach den Giganten von Abu Simbel der größte und auch schönste Tempel Ägyptens. Auch er drohte bei der Flutung des Stausees von Assuan im Wasser zu versinken. Die Bundesrepublik Deutschland hat von 1961 bis 1964 die gesamte Anlage mit immensen Anstrengungen ca. 50 Kilometer in nördliche Richtung "verlegt" und auch umfassend restauriert. Zum Dank erhielt Deutschland dafür die Steinquader des so genannten Kalabscha Tores, das heute im Ägyptischen Museum in Berlin angeschaut werden kann.

Kalabscha Tempel Kalabscha Tempel an seinem "neuen" Standort, bei der Anfahrt auf die Insel fotografiert. Nicht gerade ein malerischer Ort, auf dem der Tempel "wiedererbaut" wurde, aber ein sicherer. Seit mittlerweile 2 Jahren ist der Tempel nach langwierigen Renovierungsaufgaben nicht mehr teilweise sondern komplett für Touristen geöffnet

Das Heiligtum wurde anstelle eines Tempels aus der Zeit Amenophis' II, genau wie der Isis Tempel von Philae, durch die Ptolemäer erbaut. Der römische Imperator Augustus beendete das Bauwerk um 20 v. C. Der mächtige Eingangspylon blieb aber dennoch unvollendet. Nach dem Pylon öffnet sich ein riesiger Hof, auf dem noch einige Säulen erhalten geblieben sind. Etliche Seitenkammern führen dann gebündelt in eine Kapelle, ebenfalls aus ptolemäischer Zeit. An der Westseite dieses Hofs findet sich ein Portal, auf dem Taufszenen des Horus fragmentarisch erhalten sind. Die Wände sind reich geschmückt (Fragmente) mit vielerlei Szenen aus römischer und ptolemäischer Zeit, sogar Reliefs, die Amenophis' II zeigen, sind noch erkennbar - Traditionen wurden gepflegt. An den Hof schließt sich das Sanktuarium an, das hier allerdings in drei hintereinander liegende Räume gegliedert ist, die immer kleiner werden, was nicht der Regel entspricht. Die Reliefszenen an den Wänden sind sogar noch stellenweise in den Originalfarben erhalten. Besonders hervorzuheben ist hier das so genannte Mandulis Relief, dass den Tempelherrn einmal als Pharao und einmal als Gott zeigt. Außerhalb des Sanktuariums ist noch ein Nilometer recht gut erhalten. Für die sportlichen Besucher sei die Besteigung der Dachplattform empfohlen, von der aus sich ein grandioser Überblick über die gesamte Tempelanlage, wie auch über die umliegende unwirklich erscheinende Landschaft bietet. Und diejenigen, die etwas mehr Zeit mitbringen, finden beim herumstöbern in der Umgebung des Tempels Steinblöcke und Platten mit prähistorischen Zeichnungen, die aus allen Ecken Nubiens zusammengetragen wurden und so vor der Überflutung durch den Stausee gerettet wurden. 

In der Umgebung findet der Besucher (nicht bei Pauschalreisen angeboten) auch noch den Felsentempel von Beit el-Wali, sowie den Kertassi Kiosk.

 

 

 

 

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