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01. März 2007

 

Pharao Amenhotep IV (Echnaton) ...


Echnaton Echnaton Relief Echnaton

Geburtsname:

Amen-hotep, Amun ist zufrieden

angen. Name (5. Reg. Jahr):   

Ach-en-aton, Diener des Aton

Thronname:  

Nefer-chepru-re, Schön ist die Erscheinung des Re

Vater:  

Amenhotep III

Mutter:  

Teje

Königsgemahlin: 

u.a. Nofretete

Kinder:

Tutenchamun (?), Vier (?) Töchter

Grabstätte: 

Achet Aton (Tel el Amarna), Tal der Könige (?)

Regent:  

1350-1334


Seine Regentschaft stürzte das vereinigte Land in revolutionäre Umwälzungen. Amenophis IV regierte nur kurze Zeit aus der Reichshauptstadt Theben. Bereits fünf Jahre nach seinem Amtsantritt änderte er seinen Namen in Achetaton (Hierzulande besser bekannt als Echnaton) und in dem so genannten Zwischenspiel von Amarna verlegte er den Amtssitz (quasi die Hauptstadt) nach Achet-Aton, was soviel bedeutet wie Horizont des Aton und deutlich nördlicher gelegen ist. Die spärlichen Überreste können heute bei Tel-el Amarna noch begutachtet werden, aber wie angedeutet – viel ist leider nicht übrig geblieben, von der mit Sicherheit gigantischen Pracht dieser schwierigen Epoche aus Ägyptens Vergangenheit.

Echnaton verlegte aber nicht nur die Reichshauptstadt; dies alleine wäre zwar schon höchst bedeutend gewesen, erst die nachfolgende Häresie aber stempelten ihn und auch seine direkten Nachfolger (für kurze Zeit) zu Ketzern und Verdammten. Bereits zu Beginn seiner Regierungszeit schwor er der „Vielgötterei“ ab und erhob Aton zum alleinigen Gott, der sich in der Sonne, und in der bildlichen Darstellung in der Sonnenscheibe manifestierte. Zunächst schaffte er sich damit natürlich einflussreiche Feinde, denn die unzähligen (und teilweise sehr mächtigen) Priester der verschiedenen thebanischen Tempel wurden sozusagen arbeitslos – und was noch wichtiger war, sie sanken in Ansehen und Macht. Aber auch der Kult um Aton und die damit verbundenen kultischen Handlungen waren den noch zahlreich vorhandenen Anhängern der „alten Religion“ mächtig suspekt. Wir behaupten einmal, dass lediglich der Hofstaat zu den ausdrücklichen „Aton Anhängern“ gehörte, aber der Hofstaat hätte wohl auch eine Kanne Bier angebetet; Hauptsache das unbeschwerte und süße Leben ließ sich im Dunstkreis des Königs ungestört genießen. Ganz ohne Frage wurden die einstigen Reichsgötter Amun oder Horus auch unter Echnaton – wenn auch freilich im Verborgenen – angebetet und beopfert.

Echnaton – Mann oder Frau, oder vielleicht beides? 

Zugegeben, die heute noch erhaltenen Abbildungen lassen Zweifel aufkommen. Sind die Gesichtszüge noch eindeutig männlich geprägt, erinnern das ausgeprägte Becken und die Ansätze weiblicher Brüste doch eher an das zarte Geschlecht. Am ehesten aber wirken die Abbildungen androgyn, also weder männlich noch weiblich, oder eben wie beides zusammen. Möglicherweise spielt hier die Veränderung der bildlichen Darstellung eine Rolle, die Echnaton einläutete und die der „geschönten“ Darstellung menschlicher Körper (insbesondere königlicher) abschwor. Diese (zum Teil bizarre) Art der künstlerischen Gestaltung ging als „Amarnakunst“ in die Geschichte ein und ist an den noch vorhandenen Abbildungen eindrucksvoll zu sehen. Vielleicht litt der Pharao aber auch an der Fröhlichschen Krankheit, die mit der Tumorbildung an der Hirnanhangdrüse einhergeht und mit Symptomen wie einem deformierten Schädel, dem unnatürlich verlängertem Hals und Fettablagerungen an den Hüften, dem Becken und der Brust ausgestattet ist. Praktisch alle diese Symptome können in den Abbildungen Echnaton’ deutlich beobachtet werden. Dieser Theorie entgegen steht allerdings die Tatsache, dass Echnaton mindestens sechs Töchter gezeugt hat, wo doch ein weiteres wichtiges Stigma der Erkrankung die Zeugungsunfähigkeit ist. Möglicherweise aber setzte dieses Merkmal aber erst in einer späteren Lebensphase ein. Auf jeden Fall aber spricht vieles für eine Krankheit des „Ketzerkönigs“. 

Der Kult eines Gottes 

Bereits der Vater Echnaton’, Amenhophis III hatte seine liebe Not mit der beständig steigenden Einflussnahme und Macht der Amunpriester der thebanischen Tempel und seine Versuche dies einzuschränken waren im Gegensatz zu seinen sonstigen Leistungen eher bescheiden. Echnaton war in der Beziehung um ein vielfaches hemmungsloser. Er führte kurzer Hand einen monotheistisch geprägten Sonnenkult ein, der sich in Aton (dem Sonnengott) manifestierte und reduzierte damit die eigentlich starke Position der Priesterschaft in relativ kurzer Zeit in die Nähe der totalen Belanglosigkeit. Aton selbst, der durch die Darstellung der Sonnenscheibe verbildlicht wurde, erschloss sich auch nur Echnaton selbst und so erübrigte sich die Frage nach einer Priesterschaft von selbst – der Pharao selbst war der größte und einzige Priester. Im laufe der Zeit begannen die Grenzen zwischen Aton und Echnaton zu verschmelzen; der König und sein Gott sollten eins werden. 

Während sich Echnaton in den ersten Jahren seiner Regentschaft darauf beschränkte, Tempelbauten zur Anbetung Aton’ direkt vor den Toren des Amuntempels in Karnak zu errichten, verlagerte er später diese Bautätigkeit in dem Karnaktempel selbst und als deutlich wurde, dass das Nebeneinander zweier Kulte am gleichen Ort nicht länger tragbar war, ließ er den Amuntempel schließen. Später verlegte er dann die Reichhauptstadt nach Mittelägypten (s. o.), ungefähr auf halbem Weg zwischen Theben und Memphis. Am Rand des Nils, inmitten unberührter Wüste errichtete er Achet-Aton, den Horizont des Aton, dessen zentraler Tempelbau ohne Dach blieb, damit Aton, manifestiert in der Sonne, ungehinderten Zugang hatte und der Gottpharao seinerseits die göttliche Inspiration ohne Barrieren empfangen konnte. Den zugänglichen Informationen zufolge füllte sich Achet-Aton nur sehr langsam, denn das Volk konnte sich mit der „neuen Religion“ nicht so recht identifizieren und der Glaube an die „alten Götter“ war tief verwurzelt. Lediglich der Hofstaat ließ sich (mehr oder weniger) durch materielle Anreize dazu bewegen in der taufrischen Reichshauptstadt zu leben und dem alleinigen Gott Aton zu huldigen. Während dieser Zeit vereinigten Echnaton und Aton sich immer mehr und Echnaton wird nach der Symbiose Mann/Frau ein zweites Mal zu einer Art Zwitterwesen, denn die (sakrale) Vereinigung fand bis zum Tod von Echnaton nie einen Abschluss in dem Einen oder dem Anderen. Offenbar vernachlässigte er auch (benommen von der spirituellen Besessenheit) die Innen- und Außenpolitischen Aufgaben. Diese überließ er den hohen Beamten des Hofstaates, was im Laufe der Zeit dazu führte, dass die Lebensqualität sich stetig verschlechterte und die ägyptischen Außengrenzen zu bröckeln begannen. Bereits Jahre vor seinem Tod übernahmen dann wohl Aja und Haremhab (die als Regenten auch nachfolgten) die gesamten Amtsgeschäfte. Allerdings hatten die beiden mit dem Aton-Kult nicht viel am Hut und erweckten später die „alten Götter“ aus ihrem Schlaf. Sie versuchten auch, alles was an den „Ketzerkönig“ erinnerte auszumerzen. So wurde später Achet-Aton zerstört, die Tempelbauten, in denen Aton gehuldigt wurde mehr oder weniger dem Erdboden gleich gemacht und die Namenkartuschen Echnaton’ wo immer möglich unkenntlich gemacht. Der Leichnam von Echnaton wurde niemals gefunden, wenngleich heute auch diesbezügliche Spekulationen angestellt werden, denn zumindest ein Mumienfund erhebt den Anspruch gewisse „Ähnlichkeiten“ mit dem monotheistischen Herrscher zu haben. Jedenfalls starb Echnaton in seinem sechzehnten Regierungsjahr und wurde wohl auch in seinem Königsgrab in Amarna beigesetzt, obwohl dies ab und an bestritten wird. Als gesichert gilt aber, dass sein Leichnam nicht in Amarna blieb, alles andere ist …  

Nofretete – geheime Macht hinter dem Thron 

Wer kennt sie nicht, die berühmte Büste der nicht minder berühmten Königsgemahlin, die heute im ägyptischen Museum in Berlin bewundert werden kann. Zwei Aspekte daran sind besonders bemerkenswert. Zum einen weist sie nicht die grotesken bildhaften Verzerrungen auf, die ansonsten die „Amarnakunst“ charakterisierten, was zumindest andeutet, dass der Künstler kein Höfling war und zum anderen handelt es sich bei der Büste mit sehr großer Wahrscheinlichkeit „nur“ um ein „Vorserienmodell“, dem der eigentliche Höhepunkt erst folgen sollte, oder aber folgte und im Laufe der Jahrtausende verloren ging. Aber nicht nur die Büste der Königsgemahlin ist außergewöhnlich. Nofretete ist eine der Schillernsten Figuren ihrer Zeit – sieht man von ihrem Gemahl einmal ab. In den Anfangsjahren von Echnaton’ Herrschaft wird sie zum beliebtesten „Modell“. Es gibt kaum eine Darstellung des Königs, auf der nicht auch Nofretete abgebildet ist. Ihre besondere Stellung wird auch dadurch deutlich, dass sie auf den Abbildungen kaum kleiner als Echnaton dargestellt wird. In aller Regel war dies nicht üblich; die Königsgemahlinnen (selbst die Große Teje, Königsgemahlin von Amenophis III) werden deutlich kleiner als der König abgebildet und müssen sich zudem mit einem Platz an den Füßen ihrer Gatten begnügen. Zudem zeigen einige Reliefs im Atontempel in Karnak Nofretete u. a. in einer historischen Positur des Pharaos, der Gefangene bei den Haaren packt und erschlägt. Insofern hatte sie ohne Frage eine Stellung, die weit über das Maß der Gemahlin hinausging. Im zwölften Regierungsjahr scheint eine Tragödie über die Königsfamilie hereingebrochen zu sein. Offenbar starb ihre zweite Tochter Maketaton bei der Geburt ihres Kindes, was ein Relief in ihrem Grab zeigt. Dieses Relief zeigt auch Echnaton selbst und eine Amme, die ein weiteres Kind in den Armen hält. Dies wiederum lässt darauf schließen, dass Echnaton sowohl der Vater des verstorbenen Kindes war, wie auch der Vater des Kindes in den Armen der Amme. Echnaton war in dieser Hinsicht wohl recht hemmungslos, denn er ehelichte noch mindestens zwei weitere (u. a. Meritaton) Töchter. Im zwölften Regierungsjahr verwischen auch Nofretetes Spuren. Entweder starb sie, oder sie fiel in Ungnade, denn ihr Name in einigen ihrer Kartuschen wurde durch den Namen Meritatons ersetzt, die ihr als Königsgemahlin nachfolgte. Meritaton gebar eine weitere Tochter (Meritaton-tascherit = Meritaton die jüngere) und heiratete nach dem Tod Echnaton’ Semenchkare, der für kurze Zeit den Herrscherthron besetzte. 

Zu Nofretete existiert aber auch noch eine – zugegebener Maßen – blumige und phantasievolle Geschichte, die besagt, dass sie im Laufe der Regierungszeit ihres Mannes immer mehr Konturen der Gemahlin verlor, im philosophischen Sinne vermännlichte und selbst zum Pharao wurde. Diese „Verwandlung“ habe sich in Semenchkare manifestiert; aus Nofrete der Königsgemahlin sei also Semenchkare der Pharao geworden, mit dem wiederum Echnaton in seinen letzten Lebensjahren ein Verhältnis gehabt habe. Hm … zugegeben eine ziemlich eigenwillige Darstellung, die eigentlich schon dadurch widerlegt wird, dass im Amarnagrab Nofretetes bereits 1930 uschebti-Figuren mit ihrer Kartusche gefunden wurden. 

Das geheimnisvolle Grab KV 55 

Jetzt wird es aber richtig schwierig, schauen wir mal ob wir das verständlich hinkriegen … 

Also: Im Januar 1907 legte Edward Ayrton ein schwer beschädigtes Grab frei. Er fand darin einen Sarkophag (ebenfalls beschädigt) bei dem alle Kartuschen ausgeschlagen waren. Theodore Davis, der die Grabung finanzierte identifizierte die (natürlich auch schwer beschädigte) Mumie als weiblich und publizierte den Fund als die Grabanlage und Mumie der Königin Teje. Einige Zeit später wechselte die Mumie das Geschlecht (!) und nun nahm man an, es handele sich um den Leichnam von Echnaton, denn die „irgendwie“ weiblichen Beckenknochen (s. o.) passten auch zu ihm. Mittlerweile und nach etlichen forensischen Untersuchen (Blutgruppentests, Gewebeuntersuchungen, Schädelmessungen) nimmt man allerdings an, dass es sich nicht um Echnaton handelt, sondern um Semenchkare; so ganz sicher ist dies aber auch nicht. Zudem waren in der Grabanlage ehemals wohl auch drei (!) Mumien bestattet. Eine davon war wahrscheinlich tatsächlich die von Teje, denn es fanden sich Überreste ihres vergoldeten Holzsarges. Und man fand Kanopenschreine aus Alabaster mit Frauenköpfen in deren Gesichtszügen manche Forscher wiederum Kija, eine Nebenfrau Echnaton’ zu erkennen glauben, was die Theorie zu Teje wiederum problematisiert. Außerdem ist das einzige was von den Kartuschen leserlich blieb, die jeweilige weibliche (Königinnen)endung. Dies legt den Schluss näher, dass es sich auch um Meritaton der Gemahlin Semenchkare’ gehandelt haben könnte. Wie dem auch sei, der Sarg ist jedenfalls nicht mehr da. Dies gilt auch für den dritten Sarkophag, der Echnaton zugeschrieben wird, aber wie gesagt ebenfalls verschwunden ist. Nun sagt die Theorie, man habe bereits im dynastischen Ägypten die Kartuschen ausgeschlagen, weil in dem Sarg der verhasste Echnaton vermutet wurde und die beiden anderen Särge seien umgebettet worden. Allerdings habe man irrtümlicherweise die Kartuschen am falschen Sarg, also am Sarg von Semenchkare ausgeschlagen und demzufolge den Leichnam von Echnaton umgebettet. Dies wiederum würde bedeuten, dass der Sarg und der Leichnam von Echnaton noch immer unentdeckt im Tal der Könige oder zumindest in der näheren Umgebung versteckt wären. 

Ägyptische Geschichte: In allen Fasern schwierig.

 

 

 

 

 

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