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01. März 2007

 

Pharao(nin) Hatschepsut ...


Hatschepsut Hatschepsut Hatschepsut Mumie

Geburtsname:

Hat-schepsut (erste der vornehmen Frauen)

Thronname: 

Maat-ka-re (Wahrheit ist die Seele des Re)

Vater:  

Thutmosis I

Mutter:

Ahmose

Gatte:

Thutmosis II

Kinder:

Tochter: Neferure

Grab:  

KV 20

Regent:

1291 - 1278 (19. Dynastie)


Ihr Gatte Thutmosis II hat wohl bereits früh erkannt, dass Hatschepsut eine willensstarke Frau war und gegebenenfalls über die sprichwörtlichen Leichen gehen konnte. Etwa 14 Jahre “teilte” sich das Paar den Königssessel, bis Thutmosis II (wohl von grundsätzlich schwachen körperlichen Konstitution) im Alter von ca. 30 Jahren starb. Hatschepsut regierte quasi als Stellvertreterin von Thutmosis III, dem noch jugendlichen Sohn von Thutmosis II und einer Haremsdame, dann das Land. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Thutmosis II ausdrücklich seinen Sohn als Nachfolger einsetzte und nicht seine Gattin, ob er den politischen Ehrgeiz von Hatschepsut in seiner Nachfolge fürchtete bleibt recht unklar. Wie dem auch sei, schon im zweiten Regentschaftsjahr ihres Stiefsohns begann sie seine Position zu untergraben. War sie bislang zufrieden damit, hinter ihrem Gatten als “Große königliche Gemahlin” dargestellt zu werden, sicherte sie sich jetzt die Unterstützung hochrangiger Beamte und machte sich bereits in dieser Phase zur Pharaonin - wenn auch zunächst nur in den bildlichen Darstellungen.

Die Macht wird legitimiert

Der ehemalige Haushofmmeister (und jetzige Allroundstaatsmann) Senenmut beaufsichtigt die Bauarbeiten zu dem herrlichen Totentempel von Hatschepsut im Talkessel von Deir-el-Bahari. Dieser Totentempel, zwar dem benachbarten Tempel von Mentuhotep - 12. Dynastie, nachempfunden, in Volumen, Statik und Herrlichkeit diesem aber weit überlegen, sollte bis in die Gegenwart einzigartig bleiben. Die überwiegend aus Kalkstein gefertigte Anlage steigt in drei riesigen Rampen (durch polnische Restaurateure in 2003 komplett erneuert) zur säulenbegrenzten Vorderfront auf und mündet in ein zentrales Heiligtum, das direkt in die Steilwand des Talkessels gehauen wurde. An der Nord- und Südflanke der mittleren Rampe - ebenfalls in die Steilwand gehauen - liegen Nebenaltäre für Anubis und Hathor, in letzterem ereignete sich 1997 der grausame Anschlag auf Touristengruppen. Die gesamte Anlage ist nach Osten ausgerichtet und bildet eine gedachte Linie zum Tempelanlage von Karnak auf der anderen Nilseite. Hatschepsut zeigte sich auf zahlreichen Abbildungen mit allen königlichen Insignien (auch Königsbart) und ließ dadurch und durch die Namengebung der Anlage: Garten meines Vaters Amun, keine Zweifel daran aufkommen, wer das Sagen hat im Land am Nil. Zudem nahm sie den Titel eines weiblichen Horus (Wosretkau) an und ließ sich offiziell als “König von Ober- und Unterägypten” anreden. Ihr Stiefsohn Thutmosis III, der eigentliche (kindliche) Pharao spielte lange Zeit praktisch keine Rolle.

Nicht Krieg sondern Handel und Aufbau bestimmen die Geschicke des Landes

In der Tat werden nur wenige bedeutende kriegerische Auseinandersetzungen und/oder Feldzüge überliefert. Hatschepsut ließ die mittelägyptischen Tempel herrichten, die den Hyksos zum Opfer fielen, errichtet im Karnaktempel grandiose Obelisken (Heute bekannt als “Hatschepsutnadel”) von mehr als 100 Metern Höhe und einer Basis von ca. 30 Metern und ließ zahlreiche Quellen neu erschließen um Ackerbau und Viehzucht zu erleichtern. Etliche Handelsexpeditionen fallen in ihre Regierungszeit. Allen voran die Expeditionen in “das Land Punt” - wohl das heutige Somalia oder Dschibuti - gingen in die Geschichtsschreibung ein und wurden auf den Wänden diverser Tempelanlagen propagandistisch verewigt. Aber auch andere Handels- und Erkundungsreisen, insbesondere auf den heutigen Sinai, wurden unternommen. Wichtige Station war in diesem Zusammenhang Serabit-el-Chadim, in dessen Nähe die immensen Türkisminen betrieben wurden. Alles in allem muss wohl davon ausgegangen werden, dass die Regierungszeit der Königin Hatschepsut von relativen Frieden, sicheren Grenzen und ansteigendem Wohlstand geprägt waren. Mit Sicherheit hatte Ägypten bis dahin schon schlechtere Zeiten erlebt.

Eine Königin zwei Gräber

Der Wesir und Amun-Hohepriester Habuseneb hat den Überlieferungen nach Königin Hatschepsut bestattet. Wo er dies tat, ist nicht wirklich eindeutig. Vorsorglich hatte sie sich wohl bereits unter der Regentschaft von Thutmosis II ein Grab in der Peripherie des Tals der Könige anlegen lassen. Der Eingang dieses Grabes liegt in einem relativ entlegenen Seitental weit im Westen des Tals der Könige in einer luftigen Höhe von ca. 70 Metern in einer steilen Felswand von annähernd hundert Metern. Einheimische haben den Zugang 1916 zufällig gefunden und Howard Carter hat die sich anschließenden Gänge und die Grabkammer unter großen Anstrengungen und erheblichen Risiken freigelegt und erforscht. Die Grabkammer enthielt lediglich einen Sarkophag aus Sandstein, der ihren Namen trug – und – er war leer, das Grab ist wohl nie benutzt worden.

Howard Carter hat bereits 1903 das zweite, spätere Grab der Herrscherin gefunden. Er schrieb dazu in seinem Grabungsbuch: „Als Königin war es für sie unverzichtbar, wie ihre Amtsvorgänger, ein Grab im Tal der Könige zu haben (…) so dass der frühere Platz offenkundig aufgegeben wurde. Sie wäre besser bei ihrem ursprünglichen Plan geblieben. An diesem versteckten Ort hätte ihre Mumie gute Chancen gehabt, ungestört zu überdauern – im Tal selbst war das unmöglich. König wollte sie sein, und so erlitt sie das Schicksal der Könige.“

Dieses zweite, spätere Grab lag am Fuß der Klippen im östlichen Teil des Tals, unmittelbar auf der gegenüberliegenden Seite zu ihrem imposanten Terrassentempel. Möglicherweise sollte die Grabkammer unter den Amuntempel an der nördlichen Flanke eingerichtet werden, bis dahin reichen die Gänge aber nicht. Ob dies am schwierigen Fels liegt, ob die Zeit einfach nur knapp wurde oder ob es andere Gründe waren, die den Erbauer dazu bewogen haben mitten in der Felswand einen Bogen in das Gestein hauen zu lassen, bleiben unklar. Jedenfalls liegt die Grabkammer recht unmotiviert mitten in der Felswand. Gefunden wurden dort lediglich zwei Sarkophage aus gelbem Quarzit. Einer für Hatschepsut selbst und einer für ihren Vater Thutmosis I – beide Sarkophage waren leer, der Leichnam von Hatschepsut wurde nie gefunden. Vor einigen Jahren entstand in diesem Zusammenhang eine Diskussion über eine weibliche Mumie, die 1991 in einem anderen Grab (KV 21) gefunden wurde. Einige Archäologen wollten (und wollen) diese weibliche Mumie mit der Königin Hatschepsut identifizieren. Abschließende und wirklich schlüssige Beweise gibt es dazu allerdings noch immer nicht und diese weibliche Mumie wurde im Verlauf der Jahre auch schon mit so manchem anderen dynastischen Zeitgenossen identifiziert.

Nach dem Tod von Hatschepsut 1482 v. Chr. Bestieg Thutmosis III nach langem Wartestand den Thron. Ob der Stiefsohn und Pharao im Wartestand mit dem Tod seiner Stiefmutter etwas zu tun hatte oder ob die Königin eines natürlichen Todes gestorben ist, muss auch unklar bleiben. Jedenfalls ließ er sich dazu hinreißen etliche Denkmäler seiner Vorgängerin und deren naher Verwandtschaft zu zerstören. Auch die Reliefs und Namenskartuschen lies er vielerorts auskratzen – insbesondere dort, wo sie mit den königlichen Insignien (bes. dem Königsbart) dargestellt wurde. Besonders dramatisch ist aber die Demütigung, dass der Name Hatschepsut nicht in den Königslisten erwähnt wird. In der dynastischen Geschichtsschreibung hat ihre Regentschaft also praktisch nicht stattgefunden.

 

 

 

 

 

 

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